© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/01 19. Oktober 2001

 
Meldungen

Britischer Euro-Beitritt rückt in weite Ferne

LONDON. Dem britischen Premier Tony Blair wird es nach Ansicht führender Ökonomen nicht gelingen, die Bevölkerung des Königreiches von einem Euro-Beitritt in den nächsten fünf Jahren zu überzeugen. Das Pfund Sterling müsse dann außerdem etwa zehn Prozent abwerten - das sind die Kernaussagen einer letzte Woche von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichten Expertenbefragung. In der Umfrage bezifferten 20 der 28 befragten Volkswirte die Wahrscheinlichkeit für einen Beitritt Mitte 2006 auf weniger als 50 Prozent. „Bei einem Referendum würde der Wähler den Daumen nach unten richten“, meinte David Brown vom New Yorker Investmenthaus Bear Stearns, der keine Chance für einen Wechsel zum Euro sieht. Die britische Währung sei aus politischer Sicht überbewertet, aus Marktsicht sei der Kurs (ein Pfund sind rund 3,10 Mark) dagegen fair, sagte Kirit Shah von der japanischen Bank Sanwa International. Der Leitzins ist in Großbritannien mit 4,5 Prozent derzeit zwar so niedrig wie vor 37 Jahren, doch in der Euro-Zone liegt er bei 3,75 Prozent, in den USA bei nur 2,5 Prozent.

 

Magere Ernte für den US-Liberalismus

BONN. Argentiniens Wirtschaft werde nach freiem Fall hart aufschlagen, prophezeit Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, in einem mit Lateinamerika befaßten Heft von Internationale Politik (9/01). Argentiniens ökonomisches Desaster gehört zur „politischen Ernte“ bisheriger „Liberalisierungs- und Privatisierungsmaßnahmen“, die nach dem Urteil Wolf Grabendorffs für Lateinamerika „sehr bescheiden“ ausfalle. Diese von den USA forcierte „Liberalisierung“ habe zur „Verschärfung der Unterschiede zwischen Arm und Reich“ beigetragen. Ein „Rückfall in quasiautoritäre Herrschaftsmodelle“ sei nicht auszuschließen. Trotzdem meint Grabendorff, daß die nur in Brasilien noch auf Widerstände stoßende US-Politik wirtschaftlicher Integration des Kontinents alternativlos sei.

 

Mehr Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

STUTTGART. Heute werden in Deutschland mehr Pflanzenschutzmittel gespritzt als noch vor zehn Jahren - das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Experten der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg. „Zur Zeit werden im Jahr 35.000 Tonnen Wirkstoffe aus Pflanzenschutzmitteln verkauft“, erklärte Akademiemitarbeiterin Zerrin Akkan letzte Woche im Deutschlandfunk. Im Jahr 2000 habe die Agrarbranche hierzulande rund 6.000 Tonnen mehr Wirkstoffe als 1994 verkauft - ein Anstieg von fast 30 Prozent. Und das, obwohl viele Pflanzenschutzmittel heute bereits in kleinsten Mengen wirken. Zudem werde die Anwendungstechnik immer ausgefeilter, so Akkan. Auch die EU-Kommission meldete kürzlich steigende Pestizid-Rückstände in Obst-, Gemüse- und Getreideprodukten.


 
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