© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/01 12. Oktober 2001

 
WIRTSCHAFT
Fauler Zauber Tobin-Steuer
Bernd-Thomas Ramb

N ach den meist linksmilitan ten Globalisierungsgegnern beschäftigt sich nun auch die Europäische Union mit dem Faszinosum Tobin-Steuer. Das nach dem ebenfalls eher links einzuordnenden Wirtschaftswissenschaftler Tobin benannte Steuermodell fordert die Belegung sämtlicher Devisengeschäfte mit einer Steuerabgabe, um die spekulativen Geldströme zwischen den Volkswirtschaften, heute besser: Währungsgebieten, zu erschweren. Die mit wenig ökonomischen Sachverstand operierenden Globalisierungsgegner sehen darin eine Ursache für die unterentwickelte Wirtschaft der Dritten Welt, der französische Ministerpräsident wohl eher eine Möglichkeit, die internationalen Kapitalströme zu kontrollieren, schon um eine mögliche Flucht aus dem Euro zu blockieren. Nicht alle Devisengeschäfte sind spekulativ bestimmt. Vielfach dienen sie einer notwendigen Kursabsicherung von Exportgeschäften. Aber selbst bei spekulativen Motiven ist zu fragen, ob diese erfolgreich umgesetzt werden und nicht ein guter Prüfstein für das Vertrauen in bestimmte Währungen sind.

Ökonomischen Sinn erhielte die Besteuerung allenfalls, wenn sie zu einer Glättung der Wechselkursschwankungen führte. Zu stark gebügelte Kursschwankungen verhindern allerdings die notwendige Flexibilität der Wechselkurse zur Aufdeckung wirtschaftlicher Fehlentwicklungen. Da die Tobin-Steuer zunächst einmal die Devisengeschäfte verteuert und ihre Volumen reduziert, reduziert sich gleichzeitig das Außenhandelsvolumen, verbleiben nur noch die hektischen Devisenoperationen mit einer Neigung zu höheren Ausschlägen. Das Gegenteil wird dann erreicht. Es bleibt letztlich nur noch der Verdacht, daß mit der Tobin-Steuer zusätzliche Staatseinnahmen abgezockt werden sollen.


 
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