© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/01 12. Oktober 2001


Das Buch bleibt
von Angelika Willig

Jeder dritte der 6.800 Aussteller auf der Frankfurter Buchmesse bietet elektronische Medien an. Ist das überhaupt noch eine Buchmesse? Die Firma Direktmedia aus Berlin liefert alle Klassiker der Philosophie auf einer einzigen CD-ROM. Attraktion dabei ist die Volltextsuche nach bestimmten Begriffen. Man gibt z.B. „Glück“ ein und bekommt Sekunden später eine vollständige Auflistung der Stellen, wo bei Schopenhauer oder in der antiken Philosophie das Wort „Glück“ vorkommt. Das ist eine neue Dimension wissenschaftlichen Arbeitens.

Doch schauderhaft klingt in Leser-Ohren das Wort „Multimedia“. Universelle Bildung ist in ein Puzzle aus bunten Bildchen und neckischen Spielchen zerlegt in der Hoffnung, daß gemischt mit dem Lieblingsfutter auch die bittere Pille geschluckt wird. Die Hoffnung hat sich weitgehend zerschlagen. Wer Bildung will, kauft sich ein Buch, wer Unterhaltung will, stellt den Fernseher an. Auch das Internet hat den teuren CD-ROMs den Rang abgelaufen. Zwar ist Frankfurt das größte Forum für e-Publishing weltweit und die Halle 1 eine blinkende klickende Pracht. Doch die meisten Verlage sind nicht ganz umgestiegen. Sie führen bestimmte Angebote im Programm, die sich für eine digitale Verarbeitung eignen. Der Großteil besteht weiterhin aus Büchern.

Überhaupt läßt sich beobachten, daß neue Medien kaum die alten verdrängen, sondern ergänzen. Ein Geheimnis bleibt es, wo die Leute die Zeit hernehmen. Die Zeit des „Users“ ist das Problem der Zukunft, nicht die Wahl des Mediums.


 
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