© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/01 05. Oktober 2001

 
Blick in die Medien
Kapitulation
Ronald Gläser

Medienkonzerne liefern sich gelegentlich bemerkenswerte Schaukämpfe. In Berlin haben gerade der (Ost-)Berliner Verlag (SPD/PDS-Linie) und das Georg-Gafron-Imperium die Arena betreten. Sie fechten einen Gladiatorenkampf um die Kampagne eines Radiosenders aus. Der linke Tagesspiegel hat sie gedruckt. Den Lesern der Zeitungen Berliner Kurier und Berliner Zeitung wird sie aber vorenthalten. So etwas geschieht täglich. Die Anzeigenserie steht unter dem Motto „Berlin darf nicht vergessen - Keine Macht den Tätern“. Gemeint sind ausnahmsweise nicht die NS-Verbrechen, sondern die des SED-Unrechtsstaats. Ein Unternehmer hat selbstverständlich das Recht, sich seine (Anzeigen)Kunden auszusuchen. Er muß auch nicht begründen, welche Motive sein Handeln bestimmen. Hundert,6 aber gab sich mit der Absage nicht zufrieden und zog erfolglos vor Gericht. Gafron prangerte anschließend die „Kapitulation vor dem reaktionären Denken von gestern“ an. Ob er damit die Leser der Zeitung meinte, die er ja erreichen wollte, bleibt sein Geheimnis. Zusätzlich brachte er einen SED-Opferverband gegen den Berliner Verlag in Stellung. So gut die Kampagne ist, so peinlich ist die Weigerung der ehemaligen SED-Organe, sie zu drucken. Indes ist die Scheinheiligkeit Gafrons gleichermaßen verwerflich. Der Medienmogul läßt nämlich rund um die Uhr nur das publizieren, was ihm gefällt. So steuert er die CDU-nahen Medien, damit der Currywurst-Berliner sein Kreuz an der richtigen Stelle macht. Abweichler werden gefeuert.


 
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