© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/01 28. September 2001


Leserbriefe

Zu den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon

Kosten der offenen Gesellschaft

Wir müssen realisieren, daß die Warnungen des Militärs vor neuen Gefahren keine Wahnvorstellungen derer waren, die angeblich ohne politisches Feindbild nicht auskamen. Mitten in der Spaßgesellschaft, die nichts ernstes mehr kannte, stellt sich nichts geringeres als die Existenzfrage. Plötzlich müssen wir das Militär wieder als Stütze des Staates, des freiheitlichen Systems anerkennen. In Zukunft werden wir unsere Armee nicht mehr wie einen großen häßlichen Hund behandeln können, der gut genug ist, Eindringlinge zu verjagen, vor Gästen aber im Keller versteckt wird, weil man sich seiner schämt. Die Zeiten der Schönwetterdemokraten sind vorbei.

Die offene Gesellschaft, das liberale System, der Multikulturalismus, unser Weltbild ist in seinen Fundamenten getroffen, wir müssen eingestehen, daß die offene Gesellschaft auch Kosten hat.

Zudem müssen wir uns darüber klar werden, daß wir den Feind bereits unter uns haben. Dabei geht es nicht um die hier friedlich lebenden, integrierten Moslems, sondern um diejenigen, die mitten in Deutschland ihre Parallelgesellschaften pflegen. Und es geht um diejenigen, deren Grinsen und Lachen ich an diesem 11. September mit eigenen Augen sehen mußte. Diejenigen, die auch in Deutschland an diesem Abend den „Sieg“ gefeiert haben.

Andreas Schneider, Rheinbach, Pressesprecher CKDF

 

Aufbrechende Ressentiments

Vordergründig erlebten wir als Reaktion auf die Terrorangriffe in den Vereinigten Staaten von Amerika eine beispiellose Demonstration der Solidarität und des kosmopolitisch inspirierten Gefühls der Erfahrung, wie sehr uns jedes Ereignis in dieser Welt gleichermaßen betrifft - über alle Grenzen hinweg.

Dahinter aber wurde- erst verdeckt, dann immer offener - das hämische Antlitz derer sichtbar, die klammheimliche Freude oder sogar offene Zustimmung zu diesem barbarischen Akt äußerten, manchmal verklausuliert als Kapitalismuskritik, oftmals auch direkt mit einer unverhohlenen Herabwürdigung der gesamten westlichen Lebensart oder gar einer Schmähung des US-amerikanischen Staates. Dieses Gebräu aus Ressentiments, Neid und Haß wurde besonders sichtbar auf der extremen Rechten und Linken, die gleichermaßen, manchmal mit identischen Wortlauten, ihre Aversionen gegen die USA bekundeten.

Es brach in der bisweilen verheerenden Diskussion mit radikalen und unbelehrbaren amerikanischen und antiisraelischen Kräften Schreckliches auf, das jedoch trotz seiner ganzen Niedertracht zumindest eine wichtige Erkenntnis erbrachte: Die Demokraten dieses Landes müssen den hetzenden und hämischen Behauptungen der Verhöhner dieser demokratischen Ordnung wesentlich entschiedener und offensiver entgegentreten als in der Vergangenheit, sonst haben wir den Kampf um die Früchte der Aufklärung - die Prinzipien von Verstand und Vernunft, die Freiheit und die Demokratie - binnen kürzester Zeit endgültig verloren.

Tanja Krienen, Unna

 

Parallele zur Aktualität

Gerhart Hauptmann, Nobelpreisträger für Literatur, sagte einmal, wer das Weinen verlernt hatte, der lernte es wieder beim Untergang Dresdens. Dies gilt ebenso für die jüngsten Ereignisse. Wer das Weinen verlernt hatte, der lernte es jetzt wieder.

Albrecht Hörner, per e-mail

 

Fragliche multikulturelle Träume

Die polizeilichen Ermittlungen nach den Kamikaze-Angriffen auf New York und Washington zeigen immer deutlicher, daß unser Land zum bevorzugten Versteck für extremistische Moslems geworden ist. In dem ausländerfreundlichen Milieu fühlen sich religiöse Fanatiker sicher und wohl.

Erstreckt sich das Netzwerk bin Ladens außer Hamburg und Bochum auch auf andere deutsche Großstädte? Werden islamistische Selbstmord-Attentäter auch deutsche Großstädte heimsuchen? Wie wird sich die Bevölkerung dann gegenüber fanatischen Muslimen verhalten?

Das Gebäude der multikulturellen Gesellschaft könnte dann ebenso in sich zusammensacken wie die beiden Türme des World Trade Center. Die Medien haben uns immer eingehämmert, daß der Feind im eigenen Land sitzt und politisch rechts angesiedelt ist. Der erste Teil der Aussage stimmt wohl, der zweite war ein Irrtum.

Hubert Mahlmeister, München

 

Einseitige Ausrichtung

Das Stück ist bühnenreif: Da rennt der halbe Verfassungsschutz hinter ein paar Glatzen her, hilft nach, wo es nicht reicht, und kassiert - in schöner Gemeinsamkeit mit der Presse - eine Blamage nach der anderen. Inzwischen baut sich in Deutschland ein islamistisches Potential auf, das sich in aller Stille auf Anschläge bisher unvorstellbarer Brutalität vorbereitet.

Glaubt Minister Schily allen Ernstes, potentielle Attentäter würden sich in Kabaretts à la „Kalifat von Köln“ organisieren? Bei inzwischen dreieinhalb Millionen Muslimen in Deutschland muß die Fahndung nach solchen Desperados der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen gleichen.

Harry Winterholler, Würzburg

 

Wahres Bedrohungspotential

Sommer 2000. Während Schröder, Spiegel und andere eine beispiellose Hatz gegen „Rechts“ initiieren, bereiten in Hamburg fanatische islamische Terroristen ungestört den größten Anschlag der Menschheitsgeschichte vor. Während wer-weiß-wieviele Millionen für Verfassungsschutz und andere Institutionen flüssig gemacht werden, damit diese uns vor den Gefahren eines immer „bedrohlicher werdenden Rechtsextremismus“ beschützen können, gilt Deutschland als beliebter Ruheraum islamischer Killerkommandos. Während unbequeme Fragesteller und patriotisches Denken sehr schnell pauschal als radikal und extrem ausgegrenzt werden, wird man jetzt nicht müde, höchst sophistisch den islamischen Glauben und den islamisch-fundamentalistischen Terror auseinanderzudividieren.

Was muß denn noch passieren, bis unsere Führung zwischen Schimären und tödlicher Bedrohung zu unterscheiden befähigt sein wird?

Ulrich Bühring, Nürnberg

 

Respekt vor dem Anderen

„Liebet Eure Feinde, tut wohl denen, die Euch hassen ...“Warum wohl hat uns Christus diesen Lehrsatz ans Herz und auf unser Gewissen gelegt? Weil er das Gesetz der Vergeltung („Auge um Auge, Zahn um Zahn“) durch das Gesetz des Neuen Bundes, nämlich die Liebe, überwunden hat. Nur so kann die Spirale der Gewalt und Gegengewalt beendet werden.

Wir sind aufgerufen, Christus in der Feindesliebe nachzufolgen und dem Haß keine neue Nahrung zu geben. Der Ruf nach Vergeltung und das Falten der Hände zum Gebet vertragen sich nicht.

Wie groß muß die Not dieser Menschen sein, daß sie unter Aufopferung vieler Leiden zu Gewalttätern werden?

Wir sind aufgerufen, die Not in unserer gemeinsamen Welt zu lindern. Frieden ist nur in ausgleichender Gerechtigkeit und Respekt vor der Autorität und Selbstverantwortung des Anderen möglich. Wir müssen endlich damit beginnen.

Dr. Heinrich Kuhn, Altensteig

 

Auf dem Weg in unsichere Zeiten

„Unsere“ Politiker liebedienern den USA und spreizen sich immer damit sehr medienwirksam. Sie gefährden dadurch ihr eigenes Volk. Wird die US-Besatzung in Deutschland oder werden Hamburg und Berlin demnächst Ziele für Vergeltungsschläge von Terroristen? Oder wird es Brüssel als Steigbügelhalter der Ein-Welt-Regierung? Wir gehen unsicheren Zeiten entgegen. Überall überschlägt man sich mit hektischen Aktivitäten.

„Es gibt keinen Krieg mehr; Friede, Freiheit, Eierkuchen“? Diese Seifenblase ist endgültig geplatzt.

Hans Heine, Neuenkirchen

 

Hohes Maß an Verzweiflung

Es ist anzunehmen, daß Selbstmord einen psychischen Ausnahmezustand voraussetzt und die Auswirkungen auf andere subjektiv in den Hintergrund treten läßt. Die psychische Verfassung der Kamikazeflieger im Zweiten Weltkrieg war gewiß auch durch eine übermächtige Motivation gekennzeichnet.

Dem mit Sprengstoff bestückten palästinensischen Einzeltäter ist sicher auch ein hohes Maß an Verzweiflung zuzubilligen, nicht nur individuell, sondern auch kollektiv. Seit 1948 lebt sein Volk in der Vertreibung und Entrechtung, und wir hören neuerdings, daß es für einen Araber eine tiefe Beleidigung darstellt, wenn sein Heimatboden von „Ungläubigen“, das heißt von Nichtmohammedanern fortdauernd besetzt wird.

Man kann Selbstmordattentate nicht rechtfertigen und nicht billigen, aber ein deutscher Heimatvertriebener kann versuchen, einen Palästinenser mit seinen andersartigen religiösen Überzeugungen zu verstehen. 

I. Stiebitz, per e-mail

 

Gleichheit der Terroropfer

Die Luftflotten der USA haben die Zivilbevölkerungen unter anderem von Hiroshima, vieler deutscher Städte, Vietman, Tripolis und zuletzt des Irak mit Bomben terrorisiert. Sind vietnamesische oder irakische Terroropfer weniger wert als amerikanische?

Aufgrund der aktuellen waffentechnischen Entwicklung ist es heute möglich, auch ABC-Waffen z.B. im Auto oder im Rucksack zu fast jedem Ziel zu bringen. Auch das von den USA - unter Verletzung völkerrechtlicher Verträge - wieder initiierte SDI-Programm kann hieran nichts ändern.

Friedrich Schu, St. Wendel

 

Vergiftung des Klimas

Daß Israels Armee laut afp/dpa-Meldung wenige Stunden nach den Terroranschlägen in den USA eine Offensive auf autonome Palästinenser getötet hat, zeigt, daß das Terror-Regime Sharons nichts gelernt hat. Unterstützt wurden sie in skandalöser Weise von den Medien, die seit dem 11. September 8.42 Eastern Seaboard Time den Beitrag Tel Avivs an der Vergiftung des internationalen Klimas bzw. der Zuspitzung des Nahost-Konflikts abrupt tabuisieren. Wer den Terrorismus mit seinen Wurzeln beseitigen will, muß auch der israelischen Regierung laut und deutlich Einhalt gebieten - ein Versäumnis, das jetzt auch den Vereinigten Staaten auf leider unvorstellbare Weise zum Verhängnis wurde. 

Peter Weihnacht, Bad Soden am Taunus

 

Faß zum Überlaufen gebracht

Gerade weil man so tief über dieses Geschehen betroffen ist, fragt man sich unwillkürlich, was wohl letztlich den Zeitpunkt für die freilich längere Zeit geplante Aktion gesetzt hat, was gleichsam der Tropfen war, der das Faß hinsichtlich der einseitig fixierten Politik der USA für Israel und damit gegen die Palästinenser, die ja nur Teil einer großen Völker- und Glaubensrichtung sind, zum Überlaufen brachte. War es der Rückzug der USA zusammen mit Israel von der Weltkonferenz in Durban, die ja ursprünglich eine sehr klare antiisraelische Erklärung verabschieden wollte?

Wilhelm Korwarsch, Bremen

 

Terrorzentren in Deutschland

Die selbstherrlich herrschende Klasse von Gutmenschen in Deutschland, leider schon seit vielen Jahren in schlafmütziger Trägheit inaktiv im Kernschatten der Vernunft verborgen, will es wohl auch heute noch nicht wahrhaben, daß die vollziehende Gewalt des internationalen Terrorismus ihre Zentren längst in Bundesrepublikanien verwurzelt hat. Asyl und andere aufenthaltsrechtliche Dinge für Planung und Realisation der durch krankhaften Haß gezeugten Aktionen gegen die „Ungläubigen“ - war Amerika erst der grausame Anfang?

Den bedauernswerten amerikanischen Opfern und ihren Angehörigen hat der „liebe Gott“ nicht geholfen. Warum sollte er ausgerechnet den Deutschen beistehen? Das müssen sie schon selber regeln. Oder die Folgen tragen.

W. Baeckler, Köln

 

Reaktion auf Unterdrückung

Wie sehr es den Medien darum geht, nicht objektiv zu berichten, sondern Meinungen zu produzieren, zeigten die Fernseh-Bilder aus den Palästinenser-Flüchtlingslagern nach dem Anschlag auf das World Trade Center. Es werden hier jubelnde Palästinenser vorgeführt, und man hat dann auch gleich den entsprechenden Kommentar hierzu parat: „Diese Leute sind besonders verwerflich“. Nun, diese armen verzweifelten Flüchtlingslager-Bewohner haben mit dem Terroranschlag sicher nichts zu tun. Ihr Verhalten zeigt eigentlich nur eine Reaktion auf jahrzehntelange Unterdrückung und Hilflosigkeit. 

Otto Zel, Heilbronn

 

Immer ein Verbrechen

Luftterror gegen Zivilbevölkerung ist immer ein Verbrechen. Ebenso in Köln, Hamburg, Berlin, Dresden, Hiroshima, Nagasaki, Hanoi, Hue, Bagdad, Tripolis, Belgrad, im Kosovo, Sudan, im Gaza-Streifen, Hebron, Jericho wie in New York.

Friedhelm Schröder, Werther

 

 

Zu: „Gefühlter Amerikanismus“ von Baal Müller, JF 39/01

Symbol des Kampfes

Das Bild zu dem Artikel „Gefühlter Amerikanismus“ zeigt eine Schülerin in tiefer Trauer. Im Hintergrund sieht man eine amerikanische Flagge. Wer das Bild genauer betrachtet, erkennt, daß dieses trauernde Mädchen einen Palästinenserschal trägt. Vielleicht sollte man in Zukunft diesen jungen Menschen mal sagen, daß dieser Schal nicht nur warmhält, sondern auch ein Symbol für den Kampf gegen Israel und Amerika darstellt.

Fabian Geißler, per e-mail

 

 

Zu: „Das Böse liegt uns im Blut“ von Josef Schüßlburner, JF 38/01

Saat von Durban

Das ideologische Palaver in Durban über Zionismus, Rassismus, Sklaverei und Kolonialismus sollte doch nur die Stichworte liefern, die nach der „Zwangsarbeiter“-Diskussion neue Zahlungsströme in Milliardenhöhe auslösen sollten.

Dabei wurde wohl völlig vergessen, daß mancher römische Sklave besser lebte als viele Staatsangehörige einiger afrikanischer und asiatischer Staaten. Warum fragte niemand danach, weshalb das Gastgeberland seit der Abschaffung der Apartheid die höchste Kriminalitätsrate der Welt hat?

Die Saat von Durban ist in Manhattan aufgegangen. So schnell und so grausam.

Werner Schnörringer, Ludwigshafen

 

Zu: „Im Zweifel für die Anwälte“ von Matthias Bäkermann, JF 37/01

Nicht stärkstes Volk

Die Niederschlagung des Herero-Aufstandes in Deutsch-Südwestafrika „brutal“ zu nennen, mag ja angehen, wenn sie es auch im Vergleich mit Aufständen gegen Briten, Franzosen, Belgier, Portugiesen und Holländer nicht war. Was aber bringt Matthias Bäkermann zu der Behauptung, die Herero seien aufgrund der Niederschlagung des Aufstandes selbst im heutigen Namibia nicht mehr das demographisch stärkste Volk, das sie auch in Deutsch-Südwest nicht waren?

War es wirklich „Unrecht“, gegen die Herero, ihre Unterdrückung der Damara und die Anmaßung ihrer Häuptlinge mit militärischen Mitteln vorzugehen, nachdem sie zahlreiche deutsche Siedler und Beamte umgebracht hatten? Matthias Bäkermann begibt sich mit solcher Bewertung und der Forderung, „Unrecht einzugestehen“, auf die Schiene jener Pseudohistoriker, die aus durchsichtigen Gründen von einem „Holocaust“ der Deutschen an den Herero, einem „Auschwitz in der Omaheke“ und einem angeblichen „Vernichtungsbefehl“ des Generals von Trotha faseln. Die historischen Tatsachen sprechen eine ganz andere Sprache, aber wer will die heute schon wissen? Der Minister Fischer am allerwenigsten.

Dr. Klaus Goebel, München


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