© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/01 28. September 2001

 
„Neue Aggression“
Kosovo: Covic-Plan provoziert Albaner
Jörg Fischer

Der Auftritt des serbischen Vi zepremiers Nebojsa Covic am 17. September vor dem UN-Sicherheitsrat hat im Kosovo scharfe Reaktionen ausgelöst. Covic hatte in New York vorgeschlagen, daß sich Jugoslawien direkt in die Lösung des Kosovo-Problems einschalten solle.

Covic beklagte, daß trotz aller bisher unternommenen Maßnahmen die Sicherheit im Kosovo nicht für alle Menschen gewährleistet sei. Er kündigte deshalb an, die Ziele, Prinzipien und Aufgaben, die aus der UN-Resolution 1244 (substantielle Autonomie für Kosovo unter Wahrung der Souveränität Jugoslawiens) entspringen, entschlossener zu verfolgen. Der Plan von Covic sieht vor, daß sich die „internationale Gemeinschaft“, Jugoslawien, Serbien und die Albaner gemeinsam für eine „Rückkehr des Kosovo in das Gefüge Serbiens und Jugoslawiens“ einsetzen.

Diesen Plan des serbischen Politikers zur Lösung der Kosovo-Frage bezeichneten albanische Medien letzte Woche als „neue serbische Aggression und Offensive im Kosovo“. Die kosovo-albanische Tageszeitung Koha Ditore berichtete, der Covic-Plan, der laut Aussage von Covic von der Uno unterstützt wird, sei ein Grund, daß die politischen Vertreter der Kosovo-Albaner „in die Offensive wechseln“.

„Die Rückkehr der Serben ins Kosovo ist nicht das gleiche wie die Rückkehr Kosovos nach Serbien“, schrieb Koha Ditore. Die Rückkehr der Serben sei „nicht ohne ein neues Blutbad auf dem Balkan“ möglich. Der Chef der UN-Mission im Kosovo, Hans Häkkerup, und die politischen Führer der Kosovo-Albaner müßten nun „die serbische Offensive gegen Kosovo stoppen“. Andere Medien sprachen von einer „neuen Okkupation des Kosovo“. Die Tageszeitung Bota Sot nannte den Covic-Plan eine „neue Aggression“ und „neue serbische Okkupa-
tion“.

Der Chef des Demokratischen Bündnisses des Kosovo (DSK), Ibrahim Rugova, erklärte, daß der „Wille des Kosovo-Volkes bekannt ist und keine Plattform aus Belgrad angenommen wird“. Für die Kosovo-Albaner käme nur die Unabhängigkeit in Frage, die auch „für alle Einwohner am besten“ sei.


 
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