© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/01 14. September 2001

 
Meldungen

Goethe-Institut in Athen soll versteigert werden

ATHEN. Ein Anwalt von Angehörigen griechischer NS-Opfer will am 19. September mit der Versteigerung des Goethe-Instituts in Athen beginnen, sollte bis dahin kein Gerichtsurteil in dem Fall vorliegen. In der Angelegenheit stehen noch zwei Gerichtsentscheidungen aus, von denen eine vor dem 19. September, die andere danach fallen soll. Sollte das Gericht an diesem Tag im Sinne Deutschlands urteilen, könne die Auktion nachträglich für nichtig erklärt werden, sagte Anwalt Ioannis Stamoulis. In dem mittelgriechischen Ort Distomo hatte die SS im Juni 1944 als Vergeltung für Partisanenaktionen 214 Menschen ermordet. Das oberste Gericht Griechenlands hatte im April 1999 ein Gerichtsurteil von 1997 im Grundsatz bestätigt, wonach Deutschland zur Zahlung von umgerechnet 55,3 Millionen Mark an fast 300 Hinterbliebene von Bewohnern Distomos verurteilt wurde. Die Bundesregierung hat sich auf den Standpunkt gestellt, daß die Forderungen der NS-Opfer mit Wiedergutmachungszahlungen aus den sechziger Jahren abgegolten seien und die Beschlagnahme deutschen Eigentums gegen das Völkerrecht verstoße. Eine Sprecherin des Goetheinstitut erklärte der JF, die Angelegenheit sei allein Sache des Auswärtigen Amtes und Griechischer Behörden.

 

Zukunft des Leipziger Stasi-Museums unklar

LEIPZIG. Das Leipziger Stasi-Museum bangt um die Finanzierung für das kommende Jahr. Der Sprecher des Trägervereins Bürgerkomitee in Leipzig, Tobias Hollitzer, geht von einem Finanzbedarf von je 200.000 Mark von Bund und Land und noch einmal 100.000 Mark seitens der Stadt aus. Das sächsische Wissenschaftsministerium hingegen teilte mit, es sei unwahrscheinlich, daß für das nächste Jahr 200.000 Mark „lockergemacht werden können“. Ein Ministeriumssprecher verwies auf die Zuständigkeit der Stiftung Sächsischer Gedenkstätten. Diese jedoch erklärte, das Museum stehe nicht in ihrem Förderkatalog. „Nur durch die finanzielle Unterstützung kann die einzigartige Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit in dem Museum auch künftig gewährleistet werden. Andernfalls droht uns die Schließung“, sagte Hollitzer. Solange aber die Landesmittel nicht bewilligt seien, könne kein Antrag auf weitere Bundesförderung gestellt werden. „Es ist undenkbar, daß das Land eine international einmalige Gedenkstätte verhungern läßt“, sagte Hollitzer. Das Museum befindet sich im ehemaligen Gebäude der Leipziger Staatssicherheit. Mehr als 30.000 Objekte informieren über Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des Geheimdienstes. Bis Ende August verzeichnete die Gedenkstätte 38.000 Besucher.

 

Ägypten soll Klage gegen Houellebecq unterstützen

KAIRO. Der Imam der Großen Moschee von Paris hat Ägypten gebeten, die französischen Moslems bei ihrer Klage gegen den französischen Schriftsteller Michel Houellebecq und seinen angeblich islamfeindlichen Roman „Plateforme“ zu helfen. Wie die Kairoer Tageszeitung Al-Ahram am Samstag berichtete, forderte Dalil Abu Bakr die Ägypter auf, Anwälte nach Frankreich zu entsenden. Das neue Buch des 43jährigen Autors hat zu heftigen Protesten unter französischen Moslems geführt. Sie sehen in dem Roman, in dem eine islamische Terrorgruppe vorkommt und die Hauptfigur sich negativ über die Palästinenser äußert, eine „Aufstachelung zum Rassenhaß“. Von dem Buch wurden in Frankreich innerhalb von zwei Wochen bereits mehr als 200.000 Exemplare verkauft. Der Autor, der sich in den vergangenen Wochen in Interviews kritisch über den Monotheismus und speziell den Islam geäußert hat, wies diesen Vorwurf zurück. Er warnte davor, die Romanfiguren mit dem Autor zu verwechseln. Der Verkauf der Rechte an dem Buch an einen türkischen Verleger mußte wegen der Proteste rückgängig gemacht werden.


 
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