© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/01 07. September 2001

 
Essen ist heilig
Religion: Katholiken attackieren Fast-Food als protestantisch
Alexander Barti

Massimo Salani, Professor am Interdiözesanen Zentrum für Theologie in Pisa, hat mit seinem Buch Zu Tisch mit den Religionen die Verbreitung von Fast-Food scharf kritisiert. Die moderne Art zu essen, die durch die Fast-Food-Revolution ausgelöst worden sei, ignoriere völlig die sakrale Dimension des Mahles, so der Professor. „Bei McDonald’s stillen Sie Ihren Hunger in einer hastigen Weise, so daß Sie gleich davoneilen können, um andere Dinge zu tun. Es fehlt der kommunikative oder gemeinsame Aspekt eines Mahles. Fast-Food ist nicht katholisch. Es ist protestantisch“, so Salani gegenüber der katholischen italienischen Tageszeitung Avvenire.

Und weiter führte der Theologe aus: Das schnelle und einsame Essen gleiche in seiner metaphysischen Dimension dem „privaten Urteil bei der protestantischen Schriftauslegung“, wo jeder alleine seine „geistige Nahrung aufnimmt“. Die Fast-Food-Mentalität sei ähnlich der „individuellen Beziehung zwischen Mensch und Gott“, wie sie von Martin Luther gepredigt worden war. Der päpstliche Theologe Georges Cottier OP nahm die Kritik aus Pisa auf, ging aber nicht so weit, Hamburger als protestantisch oder gar unchristlich zu bezeichnen.

Daß die Kritik als Imageschaden ernst genommen wurde, zeigt die Reaktion der Schnellrestaurant-Kette McDonald’s: In einer Presseerklärung versicherte das Unternehmen, daß seine Produkte uneingeschränkt mit allen Weltreligionen vereinbar seien.


 
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