© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/01 24. August 2001

 
Neulich im Internet
Expertenmangel
Erol Stern

Noch immer scheiden sich an den Themen Green Card und Informatikermangel die Geister. Als ich Anfang der Neunziger Abi machte, hieß es, man solle bloß nicht Informatik studieren, heute würde man mir die Füße küssen. Verwirrend hingegen wirkten in letzter Zeit die Meldungen in amerikanischen Newslettern über die Massenentlassungen der EDV-Branche. Norman S. Matloff, Professor an der University of California, äußert sich in seiner jüngsten Studie kritisch zum Mythos Fachkräftemangel. Er schreibt, daß Migranten im amerikanischen Programm seitens der US-Industrie vor allem deshalb so geschätzt würden, weil man sie aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Arbeitgeber gefügiger halten könne - bei niedrigerer Bezahlung. Matloff kritisiert ebenfalls, daß Informatiker über 40 schlechte und ab 50 kaum noch Chancen auf einen IT-Job hätten, obwohl sie ihm in mancherlei Hinsicht gleichwertig qualifiziert erscheinen. Jemand, der einst z.B. die Programmiersprache C gelernt hat, kann leicht auf eine andere Sprache umsteigen, ohne bei Null anfangen zu müssen. Viele Unternehmen stellen nur zwei bis fünf Prozent der Bewerber ein. Ähnliche Zahlen propagiert auch der amerikanische Management-Guru Brian Tracy, kritisiert jedoch eher die schlechte Allgemeinbildung. So könnte die Hälfte der Highschool-Absolventen nicht einmal ein Bewerbungsformular bei McDonald’s ausfüllen und hätte die Lese- und Schreibfähigkeiten von Siebtkläßlern, was auch von den desolaten Lese- und Fortbildungsgewohnheiten herrührte. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen, resümiert Euer Erol Stern


 
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