© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/01 24. August 2001

 
Leserbriefe

Zu: „Symbolische Rückkehr“ von Doris Neujahr, JF 33/01

Russische Bewunderung

Mit dankbarem Interesse habe ich den Bericht über das Haus Wiesenstein im schlesischen Agnetendorf gelesen, das vor nunmehr 100 Jahren Gerhart Hauptmann bezog und in dem er am 6. Juni 1945 starb. „Die Besetzung des Hirschberger Tals und Agnetendorfs nach der Kapitulation“, so berichtete später Hauptmanns zweite Frau Margarete Hauptmann, „vollzog sich in vollkommener Ruhe. Gerhart Hauptmann, dessen erste Gesamtausgabe ja nicht in Deutschland, sondern in russischer Sprache bereits 1902 bis 1905 in Moskau erschienen ist, wurde von den russischen Militärbehörden mit Respekt und aller Rücksicht behandelt, und auch nach dem Einzug der Polen änderte sich daran nichts. Der russische Oberst Sokolow, „ein Bewunderer und Verehrer Hauptmanns“ - so erfährt man in einer Broschüre von Sonja Kühne über das Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster auf Hiddensee -, habe dafür gesorgt, daß für das Haus Wiesenstein ein Schutzbrief ausgestellt wurde. In dieser Schrift ist auch eine vielsagende Bemerkung Hauptmanns gegenüber Gerhard Pohl, Schriftsteller und Zeitzeuge jener Tage, wiedergegeben: „Ich werde natürlich gehen - die Füße zuerst.“

Josef Müller, Calw

 

 

Zur Meldung: „Ölsuche von Esso gefährdet Grauwale“, JF 33/01

Keine Sprengungen

Auch die JF kann durch unpräzise Wortwahl Politik machen, wenn sie eine Presseerklärung von „Greenpeace“ ungeprüft übernimmt: Auf der Suche nach Erdöl/Erdgas in Gewässern sind Sprengungen - etwa mit Dynamit - international schon seit Jahrzehnten nicht nur verboten, sondern auch ineffektiv. Esso unternimmt also gewiß keine Sprengungen im Nordwest-Pazifik. In der angewandten Geophysik werden statt dessen Luftpulser benutzt, die eingekapselt Luft komprimieren und entspannen und dadurch Schwingungen erzeugen, die dann allerdings die dort lebenden Grauwale vermutlich kurzzeitig irritieren können.

Dr. Klaus-Jürgen Goldmann, Ennepetal

 

 

Zu: „Eine einsame Stimme gegen die Kollektivschuld“, JF 33/01

Reflexartige Inszenierung

Ist David Horowitz noch immer eine mehr oder weniger einsame Stimme gegen die Kollektivschuld, so ist man in Österreich bereits zumindest einen Schritt „weiter“: „Es gibt zwar keine Kollektivschuld, wohl aber eine Kollektivscham“, schließlich gibt es ja auch die „kollektive Freude“ bei sportlichen Großereignissen. „Und was im Guten gilt, muß auch im Bösen gelten.“ (Fridolin Koch in Die Furche 10/2001). Endlich füllt unsere Schuld, unsere Scham Stadien. Was kommt als nächstes? Der Kollektivekel?

„Ich sehe keine größere Gefahr für die Zukunft Israels als die Tatsache, daß der Holocaust ganz systematisch in das Bewußtsein der israelischen Öffentlichkeit eingepflanzt wurde“, schreibt der ehemalige Leiter des Instituts für Wissenschaft- und Philosophiegeschichte an der Universität Tel Aviv, Elkana Jehuda. Er, der mit zehn Jahren nach Auschwitz kam, bedauert zutiefst, „welch ernste Konsequenzen es hat, daß wir jedes israelische Kind nach Yad Vashem (Holocaustmuseum und -gedenkstätte) geschickt haben ... Unser Verstand, selbst unsere Herzen waren verschlossen und wollten nichts deuten, aber von ihnen haben wir verlangt: „Erinnert Euch!“... „Erinnert Euch!“ konnte als Aufforderung zu einem bleibenden, blinden Haß interpretiert werden. Die Herrschaft der historischen Erinnerung muß aus unserem Leben entfernt werden.“ (Tom Segev: „Die Siebte Million“, Seite 658f.) Warum beharrt die „Holocaust-Industrie“ auf dieser reflexartigen Inszenierung von Gut und Böse? Wem ist damit gedient? Warum entläßt man nicht Generationen in ein eigenes Leben?

Walter Koren, Glanz

 

 

Zu: „Der Prozeß gegen Gott“ von Heimo Schwilk, JF 33/01

Rubikon überschritten

Vor etwa zehn Jahren kam ich mit dem Gedankengut von Erwin Chargaff in Kontakt. Als junger Ingenieur war für mich die Atomenergie die Lösung, um unseren Energiebedarf zu decken. Mit wachsendem Wissen und Lebenserfahrung kamen mir immer mehr Zweifel an der Atomenergie: Mir wurde bewußt, daß jede technische Anlage irgendwann eine Störung haben kann. Bei Atomkraftwerken ist somit ein Gau nicht auszuschließen, dessen Auswirkungen nicht zu verantworten sind. Außerdem gibt es bis heute keine Entsorgung des Mülls.

Ethische Bedenken kamen im Laufe der Zeit im Zusammenhang mit der Gen-Technik hinzu. Mit dem Gedankengut von Chargaff, für den die Begegnung mit der Unkultur Amerikas 1928 einem Schock gleichkam, war plötzlich alles klar: Mit dem „Anknabbern“ des Atom- und des Zellkerns haben wir Menschen den „Rubikon“ überschritten. Wir können die Auswirkungen nicht mehr einschätzen und bremsen.

Wir brauchen nicht mehr Energie auf der Erde. Wir müssen nur das Bevölkerungswachstum herunterfahren und die Energie drastisch verteuern. Aber dies sind wie vieles andere Tabuthemen: Eine auf Wachstum aufgebaute Wirtschaftsideologie braucht als Grundlage Bevölkerungswachstum. Die Probleme mit den Albanern und im Kosovo sind letztlich darauf zurückzuführen, daß sich die Bevölkerung seit 1940 vervierfacht hat.

Udo Knau, Minden/Westfalen

 

 

Zu: „Mit Vollgas geht’s weiter“ von Volker Kempf und „Experiment mit offenem Ausgang“, Interview mit Mojib Latif, JF 31-32/01

Erwärmung ist nichts Besonderes

Wenn schwindende Alpengletscher jetzt mittelalterliche Bergwerkseingänge freigeben - war es dann seinerzeit nicht gewaltig wärmer?! Allein zum Ende der (bisher) letzten Eiszeit vor gut 10.000 Jahren gab es Temperatursprünge - ohne Zutun der Höhlenbewohner mit ihren Lagerfeuerchen -, die den jetzt apodiktisch „vorhergesagten“ weit übertrafen. Und das alles bei gleichbleibendem CO2-Gehalt!

Angenommen, es würde tatsächlich in den nächsten 100 Jahren um drei bis vier Grad wärmer, so wäre dies ein Ereignis, das im Weltklima schon x-mal, und zwar weit ausgeprägter, geschehen ist. Dies mag sich auf den Menschen heutzutage verheerend auswirken (wie auch CO2-unabhängiger Vulkanismus und Asteroideneinschlag) wegen Siedlungsdichte u. a.

Ein Zusammenhang dieser unterstellten Erwärmung (wieder mal eine) mit steigendem CO2-Gehalt der Atmosphäre ist aber noch nicht einmal im Ansatz plausibel, geschweige denn bewiesen.

Hansjürgen Auwärter, Bad Wimpfen

 

Zu: „Frau komm! - Eine Stadt wird vergewaltigt“ von Doris Neujahr, JF 31-32/01

Rühmliche Ausnahme

Es gibt nur wenige Ausnahmen bei Politikern und Gestaltern der öffentlichen Meinung, die die Verbrechen in Deutschland nicht grundsätzlich überzeichnen und die Verbrechen an Deutschen nicht verschweigen oder minimieren und rechtfertigen. Man möchte zu gerne mit den „Umgezogenen“ und den „Nachgeborenen“ den 8. Mai 1945, wie schon in der DDR, als Tag der Befreiung der Deutschen feiern!

Eine der Ausnahmen war die am 25. Mai 1995 im Fernsehen des WDR ausgestrahlte Dokumentation mit dem Titel „Befreier und Befreite“ über das Schicksal der Frauen im April 1945. Als Zeitzeugin erzählte die Künstlerin Hildegard Knef, daß mehr als die Hälfte ihrer Mitschülerinnen in einer Gymnasialklasse von den Befreiern vergewaltigt wurden und daß mehrere davon entweder auch getötet wurden oder in den Tod getrieben worden sind. Das Schicksal der vertriebenen oder geflüchteten Ostdeutschen war meistens noch grausamer.

M. E. Schmidt, Baden-Baden

 

 

Zu: „Die Union braucht Unterstützung“ von Hans Merkel, JF 31-32/01

Alles rächt sich einmal

Hans Merkel erwähnt richtig, daß auch Strauß die Auffassung vertrat, rechts neben der CSU dürfe es keine demokratisch legitimierte Partei geben. Damals habe Bayern keiner solchen bedurft.

Jetzt, wo sich die Unionsparteien von den Linken vor sich hertreiben lassen müssen, hätte man gerne ein paar Deppen aus dem mehr oder weniger rechten Lager, zur Mehrheitsbeschaffung, nachdem man in der Tat, wie Merkel es selbst sagt, aufkeimende Pflänzchen rechts von der Union „mit aller Macht zertreten“ hat. Mit ein bißchen „fair bleiben“ seitens der Union gegenüber diesen Pflänzchen ist es nun nicht getan.

 Simon Aumeier, Weiden

 

 

Zu: „Die Tragödie unserer Nation“ von Christian Vollradt, JF 30/01

Keine verbindende Kraft

Wir sollten darüber nachdenken, warum es nach dem Scheitern der sozialistischen Ideologien nicht zur Rückbesinnung auf die christlichen Werte im Abendland gekommen ist, sondern der Fortschritt im fortschreitenden Atheismus gesehen wird. Er kommt neuerdings auf leisen Sohlen daher, indem er unserer Eitelkeit schmeichelt. So wird behauptet, der Mensch sei ein autonomes Wesen, das keiner höheren Macht unterworfen sei. Es gelte daher, uns von allen göttlichen Normen und allen Zwängen zu befreien! Der Kampf gegen patriarchalische Strukturen und die „spießige“ Moral der kleinbürgerlichen Familie stieß kaum noch auf Widerstand bei uns. Hinzu kommt die Aufforderung zum frühen Sex!

Fremdartig muß es darum auch anmuten, daß von Tresckow gesagt habe, wegen des Widerstandes gegen Hitler hoffe er, daß Gott unser Vaterland nicht vernichten werde. Welcher Zeitgenosse glaubt heute eigentlich noch an einen persönlichen Gott? Atheisten verehren nichts, sie glauben nur an sich selbst! Weil in unserer Gesellschaft die Liebe zu Jesus oder die Liebe zum Vaterland erkaltet ist, fällt sie immer mehr auseinander, nichts verbindet sie mehr!

Hanna Krockow, Frankfurt

 

 

Zu: „Was ist uns Schlesien wert?“ von Ekkehard Schultz, JF 30/01

Nicht mehr zu erwarten

Von deutschen Medien, die ihre Lizenzen von den Siegern erhalten haben, ist nicht zu erwarten, daß sie sich von der von diesen Mächten geschriebenen Geschichte ab- und der „geheimen Geschichte“, welche die „wahren Ursachen der Ereignisse“ birgt, zuwenden. Dasselbe trifft zu auch auf Politiker, die, inzwischen zu Amt und Würden gekommen, aus deren Mund es vormals aber anders tönte als heute, sich des ehemaligen Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger erinnernd, dessen Ermahnung nach seinem „erzwungenen“ freiwilligen Rücktritt („Man muß daraus lernen: Nicht alles darf man beim Namen nennen in Deutschland“) tierisch ernst nehmen. Wer von ihnen will sich denn schon die Gunst der Sieger verscherzen?

Friedrich Kurreck, Offenbach/Main

 

Ausführungen waren Zumutung

Es ist für uns vertriebene Ostdeutschen-Schlesier unerheblich, ob Bundes-Innenminister Schily auf seinem Heimweg vom Schlesiertreffen 2001 - wegen der in der Frankenhalle durchgestandenen Buhrufe, Pfiffe usw. noch nachdenklich wurde.

Die Ausführungen Schilys zu Geschichte und Völkerrecht waren nicht nur für schlesische Vertriebene eine Zumutung! Über Ursachen und Folgen des Ersten und Zweiten Weltkrieges so einfach zu urteilen, zeugte allein von einem einseitigen, keineswegs annähernd umfassenden oder bis auf den heutigen Stand betrachtenden Grundwissen. Rechtliche Artikel des „zwingenden Völkerrechts“ fehlten im Vortrag. Leser der JF verfügen mit Sicherheit über erheblich bessere Kenntnisse der Ursachen und Folgen unseres durchstandenen zweiten Dreißigjährigen Krieges. 

Dr. E. Lipok, Jandelsbrunn

 

 

Zu: „Pankraz. F. W. J. Schelling und das Prinzip Möglichkeit“, JF 29/01

Untauglicher Vergleich

Es gibt in der Tat viele Möglichkeiten, einen Haufen Ziegelsteine zu gebrauchen. Wir können damit ein Haus bauen, eine Straße pflastern, die Steine als Waffe verwenden und sie uns gegenseitig an den Kopf werfen, oder wir tun gar nichts. Dann bleibt der Haufen, was er ist.

Ganz anders mit einer befruchteten menschlichen Eizelle: Wenn wir gar nichts tun, dann wird daraus unweigerlich ein Mensch. Das zeigt schon, daß der „komische“ Vergleich nichts taugt. Das wäre nur eine Möglichkeit, meint Pankraz. Kennt er eine andere? Da es nur diese eine Möglichkeit gibt, ist das wohl zugegebenermaßen die Wirklichkeit. Einzig Pankraz verwechselt hier die vollendete Wirklichkeit mit der bloßen Möglichkeit.

Brigitte Kashofer, Amstetten

 

Kontinuierliche Reifung

Mit der Vereinigung von menschlichem Ei und Samen entsteht eine planmäßige (genetische) Bau-, Gestaltungs- und Wirkweiseorganisation. Dank dem ihr innewohnenden Bestreben und der Fähigkeit, sich selbst zu verwirklichen, kann in fließend ineinanderübergehenden, vor- und nachgeburtlichen Reifephasen, die für die verschiedenen Organe nicht gleichlaufend sind, ein sich selbst erhaltungsfähiges menschliches Lebewesen heranwachsen, vorausgesetzt im Bau- und Wirkweiseplan liegen keine Fehler vor oder mütterliche sowie postnatale Erkrankungen verhindern dies.

Die Erkenntnis, daß der Reifungsvorgang ein fließender ist, für die verschiedenen Organe nicht gleichlaufend, und daß die Reifung mit der Geburt nicht abgeschlossen ist, stempelt jede phasenbestimmte Bewertung des Heranwachsenden zum willkürlichen Akt. Damit ist die „sukzessive Beseelung“ genauso sinnvoll wie die phasenabhängige Aberkennung der Menschenwürde.

Dr. med. J. Rünzi, Murg/Niederhof

 

 

Zu: „Im Niemandsland vor der Front“ von Bodo Scheurig, JF 30/01

Tod von Kameraden verschuldet , Sabotage und Spionage im Krieg, der kämpfenden Truppe in den Rücken fallen und damit den Tod eigener Soldaten-Kameraden verschulden, also Landesverrat, wurde mit dem Tode bestraft, was in jedem Land der Welt übliche Praxis ist.

Landesverrat ist im Gegenteil zum Hochverrat wirklich das Verbrechen par excellence. Man fördert eine militärische Niederlage Deutschlands, indem man den Kriegsgegner unterstützt und somit Millionen von Kameraden opfert. Man opfert sein eigenes Volk, weil man zu feige ist, seine eigene Regierung zu beseitigen. Das soll dann durch einen verlorenen Krieg geschehen. Es wurden z. B. Frontabschnitte im Osten zurückgenommen, ohne wie üblich den Nachbarabschnitt zu verständigen, der dann vom Gegner eingekreist wurde.

Ingeborg Fahnroth, Spangenberg

 

 

Zu: „Einfach die Wahrheit sagen“ von Angelika Willig, JF 29/01

Unpassend zur JF

Daß die Autorin den Fall Hannelore Kohl dazu nutzt, um Reklame für den Selbstmord zu betreiben, paßt weder in die Landschaft noch in die JF, die doch den Anspruch erhebt, wertkonservative und vielleicht sogar christliche Maßstäbe zu vertreten. 

Felizitas Küble, Münster

 

 

Zu: „Süssmuths neue Kleider“ von Werner Soest, JF 28/01

Auffälliger Anschauungswandel

Noch vor wenigen Jahren waren sich alle Parteien mit Ausnahme der realitätsfremden Grünen darin einig, daß unser „Boot“ schon „voll“ sei. Heute herrscht der merkwürdige Konsens aller etablierten Parteien, daß Deutschland Einwanderung brauche und sich an der diesbezüglichen Praxis anderer Länder zu orientieren habe - wobei bevorzugt auf „klassische“ Einwanderungsländer wie die USA, Kanada, Australien und Neuseeland hingewiesen wird. 

Hans-Gert Kessler, München


 
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