© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/01 17. August 2001

 
PRO&CONTRA
Rauchen am Steuer verbieten?
Ernst-Günter Krause / Wolfgang S. Oberrecht

Rauchende Autofahrer sind eine Gefahr für sich und
ihre Mitmenschen. Aus diesem Grund ist es den Busfahrern verboten, während der Beförderung von Fahrgästen zu rauchen. Das Anzünden der Zigarette, das Drehen des Lenkrades mit einer Hand oder mit der Zigarette in der Hand, die Benutzung des Aschers, die Verqualmung des Innenraums, die Erhöhung des Kohlendioxid-Gehaltes der Atemluft und im Blut - all das und noch einiges mehr beeinträchtigt die sichere Lenkung des Fahrzeuges. Kein Wunder also, daß rauchende Autofahrer weitaus häufiger Unfälle verursachen als nichtrauchende - so die Statistiken einschlägiger Versicherungen.

Sicher, auch Radiohören, Beifahrergespräche und der Griff zur Semmel beinhalten ein Ablenkungspotential. Doch nur das Essen und Trinken während der Fahrt ist dem Rauchen am Steuer handtierungsmäßig vergleichbar. Während die meisten Autofahrer zur Brotzeit einen Parkplatz aufsuchen, mißbrauchen die Nikotiniker unter ihnen ihr Fahrzeug als Rauchersalon und bringen in der Folge jedes Jahr einige hundert unschuldige Menschen auf den Straßen Deutschlands um.

Man mag einwenden, daß ein Raucherverbot am Steuer kaum kontrollierbar sei. Doch dann dürfte es auch keine Geschwindigkeitsbegrenzungen und kein Handyverbot am Steuer geben. Wenn die Sicherheit auf unseren Straßen Vorrang haben soll, dann müssen die leicht regel- und vermeidbaren Unfallquellen - und dazu gehört das Rauchen am Steuer - beseitigt werden.

Ein allgemeines Rauchverbot am Steuer käme außerdem den nichtrauchenden Beifahrern zugute. Auch wenn es noch nicht allen bekannt ist: Der Tabakqualm in der engen Fahrgastzelle verschlechtert die Atemluft um ein Vielfaches. Dieses hochgiftige Schadstoffgemisch ist keinem Nichtraucher zumutbar, keinem Kind und keinem Erwachsenen.

 

Ernst-Günter Krause ist geschäftsführender Vizepräsident der Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V. in Unterschleißheim.

 

 

Gesetzliche Rauchverbote im Auto sind zwar medienwirksam, aber nicht problem­ge­recht. Sie wurden bisher von der Bundesregierung stets abgelehnt. Aus gutem Grund: Sie sind unverhältnismäßig und nicht kontrollierbar. Einem Raucher, der allein oder mit anderen Rauchern im Auto fährt, das Rauchen zu ver­bieten, macht keinen Sinn. Die Verkehrspolizei hat wichtigere Aufgaben, als das Rauchverhalten von Au­tofahrern zu überwachen. Abgesehen davon dürfte ihnen in der Praxis die Mehrzahl der „Täter“ entwischen. Ein Gesetz, das man nicht hinreichend auf Ver­stöße kontrollieren und sanktionieren kann, sollte man aus Gründen der Glaubwürdigkeit des Rechtsstaates gar nicht erst erlassen.

Nach einer Infratest-Studie ist für rund 90 Prozent der Raucher der Genuß einer Zigarette ent­spannend. Fast Zweidrittel meint darüber hinaus, daß sich Rau­chen positiv auf das eigene Befinden auswirkt. Nicht überraschend, daß bei langen ermüdenden Autobahnfahrten oder im Stop-and-Go-Verkehr für Fahrer oder Beifahrer der Griff zur Zigarette naheliegt.

Auch jeder vierte Nichtraucher glaubt, daß Rauchen den Raucher entspannt, und jeder dritte, daß es zu unserer Kultur dazugehört. Dennoch sind die meisten froh, wenn im Auto darauf verzichtet wird. Die Lüf­tungsmöglichkeiten wäh­rend der Fahrt sind zumindest in unseren Breitengraden wegen der Witterungsverhältnisse begrenzt, Reizungen von Augen und Schleim­häuten könnten vorkommen. Daher sollten Raucher im Auto besondere Rücksicht üben, vor allem dann, wenn Kinder mitfahren.

Darüber hinaus stellt das Hantieren mit Zigarette und Anzünder eine vermeidbare Ablenkung für den Fahrer dar. Deshalb empfiehlt es sich, Rauchpausen einzulegen. Die Zigarette in Ruhe beim Rasten zu genießen, ist die bessere Lösung.

 

Wolfgang S. Oberrecht ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Cigarettenindustrie.


 
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