© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/01 20. Juli 2001

 
Blick in die Medien
Straßensperre
Ronald Gläser

Die Spaßgesellschaft ist in eine neue Entwicklungsphase eingetreten. Einer Meldung zufolge verzeichnen die Reiseveranstalter zweistellige Umsatzzuwächse. An den Grenzen Richtung Italien und in andere Reiseländer bilden sich lange Schlangen, was sich jedem der täglichen Verkehrsberichte entnehmen läßt. Streiks spanischer Busfahrer und Piloten gehören wegen ihrer herausragenden Bedeutung zu den ersten Meldungen in den Fernsehnachrichten. Noch symbolbehafteter aber ist ein anderes Ereignis, das sich in Karlsruhe abgespielt und für Schlagzeilen gesorgt hat. Das Bundesverwaltungsgericht hat der Love Parade erstmals den Status als politische Demonstration aberkannt. Nicht das Urteil ist das Herausragende, sondern die Tatsache, daß jetzt schon höchste deutsche Gerichte mit solchen Unsinn befaßt werden, ist bemerkenswert. In dem zuvor erlassenen Urteil ging es bezeichnenderweise um folgenden Aspekt der Spaßgesellschaft: die anschließende Beseitigung des angefallenen Mülls. In der ganzen Stadt finden derzeit jede Menge Straßenfeste, Umzüge und Demonstrationen statt: Erotischer Karneval, Fuck Parade, deutsch-türkisches Volksfest etc. Der Steuerzahler bekommt die Kosten aufgebrummt. Und er darf im Verkehrsstau warten, bis der Trubel vorüber ist. Was hindert ihn eigentlich daran, demnächst selber eine Demonstration anzumelden und Straßenzüge sperren zu lassen, um ungehindert von A nach B fahren zu können?


 
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