© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/01 13. Juli 2001

 
UMWELT
Künasts konservative Revolution
Volker Kempf

Agrar- und Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Bündnis ’90/Die Grünen) will eine konservative Revolution von der industrialisierten Landwirtschaft hin zum Ökolandbau. Die industrielle Revolution soll die Finger von der Landwirtschaft lassen – zu 20 Prozent jedenfalls, so das vorläufige Ziel. Nicht zu machen ist das jedoch mit Bauernpräsident Gerd Sonnleitner, der auf dem Deutschen Bauerntag in Münster letzte Woche bekundete, einfach nur mehr Lob für die Leistung der Landwirte haben zu wollen. Dann lobt er sicher auch wieder die Landwirtschaftspolitik. Am besten loben sich alle schön, und nichts ändert sich. Doch Renate Künast will etwas ändern.

Um der konservativen Revolutionärin den Wind aus den Segeln zu nehmen, behauptet der Bauernpräsident schlicht, es habe gar keine industrielle Revolution in der Landwirtschaft gegeben. Sonnleitner wähnt sich also noch in vorindustriellen Zeiten und glaubt demzufolge, daß noch immer die einzige Energie, die der Mensch in der Landwirtschaft einsetzt, die menschliche Arbeitskraft sei, verlängert durch die Energie des Körpers von Zugtieren. Weshalb Kunstdünger und Pestizide einsparen? Warum auf Tiermehl verzichten? Warum überhaupt rationalisierungs- und mechanisierungsprozesse in der Landwirtschaft überdenken? Das alles gibt es doch gar nicht und hat auch nichts mit BSE zu tun, macht uns der Bauernpräsident klar.

Wen Gott strafen will, den schlägt er eben mit Blindheit. In Wirklichkeit hat die Industrialisierung die Landwirtschaft erst ins Armenhaus getrieben. Warum also nicht "zurück zur Natur", also dorthin, wo sich Sonnleitner ohnehin wähnt, aber erst noch hin muß. Es ist Zeit für eine konservativer Revolution in der Landwirtschaft. 


 
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