© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/01 06. Juli 2001

 
Holzschnitte zu Hakenkreuzen
Burschenschaften: Die Diskussion um die Münchner Studentenverbindung Danubia wegen Rechtslastigkeit reißt nicht ab
Moritz Schwarz

Die Berichterstattung über die ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Münchner Burschenschaft Danubia ist auch in der vergangenen Woche nicht abgerissen (JF berichtete). Neue Vorwürfe in der Süddeutschen Zeitung veranlaßten die Münchner Staatsanwaltschaft, am Donnerstag letzter Woche Ermittlungen gegen die Danubia einzuleiten. Ein Mitarbeiter eines Ufa-Filmteams, das unlängst die Räumlichkeiten des Verbindungshauses der Danubia in München-Bogenhausen als Kulisse für einen Kriminalfilm nutzte, hatte berichtet, daß bei der Danubia Hitlers "Mein Kampf" im Bücherschrank stehe und außerdem "angedeutete Hakenkreuze" die Wände zierten. Landserbilder und Losungen, die den Tod fürs Vaterland verehrten, hingen in den Räumen. Die Ermittlungen waren aber bereits nach Stunden wieder eingestellt worden.

Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT erklärte dazu Konrad Beß von der Münchner Staatsanwaltschaft: "Der Zeuge hat etwas gesehen, was er persönlich mit der NS-Zeit verbunden hat. Das haben wir uns aufzeigen lassen, wir haben ihm auch Vergleiche gegeben. Doch stellte sich heraus, es war kein Hakenkreuz, und es bestand auch nicht die Gefahr einer Ähnlichkeit damit." Die SZ hatte dagegen den Eindruck erweckt, als sei die vom Zeugen benannte Darstellung durchaus "rechtsextrem" und lediglich "nicht justitiabel". Zudem hatte die SZ eine Überprüfung der Aussagen ihres Zeugen offenbar nicht für nötig befunden und die Einordnung des Gesehenen dem Zeugen selbst überlassen: "Das war ganz klar braune Scheiße", zititert sie ihn in ihrer Ausgabe vom 28. Juni.

Die Recherchen der JUNGE FREIHEIT, ergaben dagegen bislang, daß es sich bei den Darstellungen offenbar lediglich um Werke des bekannten Holzschnitt-Künstlers Georg Sluyterman van Langeweyde handelt. Irritierend bleiben allerdings Äußerungen des Leitenden Oberstaatsanwalts Bernhard Wick wie etwa: "Die Sache kann noch so ... ekelhaft sein, im Sinne des Strafrechts läßt sich derzeit leider kein Mißbrauch feststellen." Den vorschnellen Zeugen lobte er als "sehr gewissenhaften Mann" und zeigte sich "dankbar für seine Berichterstattung". Auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT beteuerte Konrad Beß in Vertretung für den derzeit verreisten Wick, die Arbeit der Münchner Staatsanwaltschaft orientiere sich ausschließlich an den Richtlinien das Strafgesetzbuches: "Unsere Aufgabe ist nicht, zu bewerten, ob etwas schön oder schlecht ist, sondern ob es gegen das Strafrecht verstößt."

Die Presse hatte auch gemeldet, die Netzkamera der Danuben habe ein Bild von hitlergrüßenden Burschenschaftern an der Hausbar der Verbindung gemacht. Sascha Jung, Mitglied der Danubia, behauptet dagegen gegenüber der JF: "Die haben mit der linken Hand in die Kamera gewunken und nicht mit der rechten Hand gegrüßt." Die Burschen erwägen nun, das Bild vorzulegen und rechtlich gegen den Vorwurf vorzugehen. Derweilen geht die Beweisaufnahme im Prozeß gegen drei mutmaßlich Schläger weiter. Ihr Angriff zusammen mit vermutlich mindestens neun weiteren Skinheads, von denen einer danach auf das Haus der Danubia geflüchtet war, hatte die Danuben zunächst in Verdacht gebracht, den mutmaßlichen Straftäter geschützt zu haben. Tatsächlich aber hatte ein Mitglied der Prager Burschenschaft Teutonia zu Regensburg den mutmaßlichen Haupttäter des Angriffs auf den Griechen – offenbar ohne Wissen der Danuben – auf deren Haus für einige Stunden untergebracht. Die JUNGE FREIHEIT hatte in ihrer letzten Ausgabe, gestützt auf eine Meldung der Nachrichtenagentur Associated Press, fälschlich gemeldet, einer der drei Angeklagten, ein ehemaliger Danube, habe sich ebenfalls an dieser "Rettungsaktion" beteiligt und sei überdies wegen Volksverhetzung angeklagt. Wie die Staatsanwaltschaft München inzwischen auf Anfrage der JF mitteilte, sei nicht bekannt, wer außer dem Teutonen noch Fluchthilfe geleistet habe – außerdem sei kein Danube, sondern besagter Teutone wegen Volksverhetzung angeklagt. Er soll bei der dem Angriff auf den Griechen vorausgehenden Geburtstagsfeier antisemitische Lieder gespielt haben.

Der Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) hat unterdessen offenbar mit der verbandsinternen Prüfung des Vorfalles um den untergekommenen mutmaßlichen Straftäter begonnen. Der Sprecher der Vorsitzenden Burschenschaft, Marc Natusch, wollte sich dazu gegenüber der JUNGEN FREIHEIT nicht äußern. Eine erste Stellungnahme zu dem internen Vorgang sei nicht vor Ende nächster Woche zu erwarten, so Natusch zu dieser Zeitung. Tatsächlich kann sich das Verfahren nach Einschätzung Beteiligter auch über Wochen, vielleicht Monate hinziehen. Die Untersuchung war auf Initiative der Mehrheit der Münchner Burschenschaften beschlossen worden, in deren Kreisen man davon spricht, daß die Danubia tatsächlich Kontakte unterhalte, die "nicht mehr tolerabel" seien.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen