© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/01 15. Juni 2001

 
Zeitschriftenkritik: Opposition
Immer noch kein Schluß mit lustig
Werner Olles

Die bislang zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Opposition schickt sich im vierten Jahrgang nunmehr an, zum Monatsmagazin aufzurücken. Damit soll die "nonkonforme Publizistik in Deutschland" gestärkt und der "authentischen Opposition in der Bundesrepublik" eine "überparteiliche, aktuelle und garantiert politisch inkorrekte Stimme" gegeben werden. Dazu benötigt das ehrgeizige Projekt aber zunächst noch ca. eintausend neue Abonennten.

Das "Magazin für Deutschland", dessen korrekter Titel eigentlich "Fundamental-Opposition" lauten müßte, pflegt unter seinem Chefredakteur Karl Richter einen teils sarkastischen, teils zweckoptimistischen Stil, den man leider immer noch bei allzu vielen "Rechten" findet. Tatsächlich ist es nämlich keineswegs sicher, daß "irgendwann Schluß mit lustig" ist, und das deutsche Volk "es" überlebt, wie Richter im Editorial der Ausgabe 6/2000 zur "Deutschen Leitkultur" mutmaßt. Die Amokläufe unserer herrschenden politischen Klasse haben ihren traurigen Höhepunkt längst noch nicht erreicht. Sich darüber irgendwelche Illusionen zu machen und dann auch noch auf die "vielen unauffälligen Landsleute" zu bauen, könnte sich gerade für "Fundamental-Oppositionelle" einmal mehr als Irrtum erweisen.

Dabei können sich die Beiträge durchweg sehen lassen. Wenn Martin Schwarz beispielweise in der jüngsten Ausgabe 1/2001 die "Tradition als radikale Verneinung der Moderne" beschwört, wird jedem Leser klar, daß dies mehr als nur eine Elegie auf eine verlorene Zeit darstellt. Über den "Antifaschismus" als Bestandteil des bundesrepublikanischen Herrschaftssystems schreibt Roland Wuttke in seinem interessanten Aufsatz "Nützliche und andere Idioten". Nach dieser Lektüre müßten sich eigentlich die Anhänger und Mitläufer der "Autonomen Antifa" ernsthaft fragen, wie lange sie sich noch von der linken Polit- und Kultur-Schickeria als dumpfe Schlägerbande mißbrauchen lassen wollen. Eher ärgerlich ist dagegen die wiederholte Zuordnung unseres "lieben Jürgen" (Trittin) zur halbverrückten, halbkriminellen Kadertruppe KBW anstatt zum terroristischen Durchlauferhitzer KB. Gerhoch Reiseggers Artikel über den neuen amerikanischen Präsidenten, den "Anti-Boomer" George W.Bush, ist nach dessen Verzeichnung als "asozialer Reaktionär" durch die linksliberalen und linksradikalen Medien fast schon eine kleine Wohltat. Ob Bush tatsächlich den Marsch der US-Linken durch die Institutionen und die dadurch entstandene politische Instabilität endlich stoppen kann, ist zwar mehr als fraglich, aber immerhin wird er die Deutschen wohl mit etwas weniger hypermoralischem Schleim übergießen als sein notorisch fremdgehender und für Korruption äußerst anfälliger Vorgänger. Als "Ende der Souveränität" beschreibt Reisegger die Aufgabe unserer Währung: Noch vor allen ökonomischen Zielen habe das "Verschwinden der Nationalstaaten" bei der Globalisierung die höchste Priorität.

VGB Verlagsgesellschaft Berg mbH, Postfach, 82328 Berg/Starnberger See. Einzelpreis: 9,80 Mark. Jahresabo: 90 Mark


 
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