© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/01 08. Juni 2001

 
Meldungen

Kein "Hongkong an der Ostsee" in Sicht

KÖNIGSBERG. "Dies war einmal eine schöne, reiche deutsche Stadt", erklärte Polens Generalkonsul in Königsberg/Kaliningrad, Andrzej Janicki-Rola, letzte Woche der Wiener Tageszeitung Die Presse. Ein "Hongkong an der Ostsee", wie Medienberichte kürzlich prognostizierten, sieht der Pole aber nicht: "Dies ist ein verarmtes Land mit verarmten Menschen. Wie sollte hier bald einmal ein Hongkong entstehen können?" Hier ringen die Vertreter zweier Konzepte um die Zukunft, meinte Janicki-Rola: Die Anhänger des alten russischen Großmachtdenkens, denen jegliche Hilfe aus dem Westen sofort suspekt ist; zum anderen die Vertreter einer neuen Art von "Perestrojka" und "Glasnost", die echte Marktwirtschaft, Demokratie und einen Rechtsstaat wollen. "Hoffen können wir allein auf eine der Welt gegenüber aufgeschlossene russische Jugend." Der Bürgermeister von Pillau/Baltisk, Alexander Kusnezow, sagte der Presse: "Ich bin erstaunt und verärgert zugleich, daß sich zwar die EU Gedanken über die Zukunft Kaliningrads macht, bis jetzt offenbar aber noch niemand in Moskau."

 

Gewalttätige "Antifa-Demo" in der Schweiz

BERN. Nach einer "antifaschistischen Demonstration" ist es letzten Samstag in Bern zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die Polizei nahm 116 gewalttätige Teilnehmer der nicht genehmigten Kundgebung fest. Vermummte hatten ein Gebäude der Stadtverwaltung mit Farbbeuteln und Steinen beworfen. Nachdem ein Restaurant ebenfalls attackiert worden war, setzte die Polizei Tränengas und Gummischrot ein. Neben Molotow-Cocktails sind laut Polizei auch Schlagstöcke, Baseball-Schläger, Messer, Flaschen und Gasmasken sichergestellt worden. Die Festgenommenen müssen sich wegen Landfriedensbruch verantworten. Bereits am vorangegangenen Donnerstag war es bei einer linken Kundgebung zu Ausschreitungen gekommen, nachdem die Stadt einen Vertrag mit den Besetzern der ehemaligen "Notschlafstelle" fristlos gekündigt hatte.

 

Führungskrise bei den Ex-Kommunisten

ROM. Die ex-kommunistischen Linksdemokraten (PS) werden bis zum Sonderparteitag im Herbst von einem elfköpfigen Komitee unter Leitung von Ex-Premier Massimo D’Alema geführt. Dies wurde letzten Freitag bei einer Krisensitzung beschlossen. Der bisherige PS-Chef Walter Veltroni, Sieger der Bürgermeisterwahl in Rom, hatte seinen Rücktritt erklärt. Die PS-Spitze führte eine heftige Debatte über die Ursachen der Wahlniederlage vom 13. Mai, als die PS statt 21 nur noch 16 Prozent erzielte. Veltroni warnte vor einem Konkurrenzkampf zwischen PS und der linken Bewegung Margherita. Veltroni forderte ein Schattenkabinett als Alternative zur Berlusconi-Regierung. D’Alema forderte hingegen eine Fusion der PS mit den laizistischen Parteien des Ulivo-Blocks, um eine sozialdemokratische Partei zu etablieren.

 

Korruption und Sex-Affären bei UN-Polizei

SARAJEVO. Über zahlreiche Fälle von ungebührlichem Benehmen, Korruption und Schwarzhandel bei der UN-Polizei (IPTF) in Bosnien-Herzegowina hat die Washington Post am 29. Mai berichtet. In den fünf Jahren ihres Bestehens sei auch eine beträchtliche Zahl von Sexualdelikten bei der IPTF vorgefallen: So mußte ein nach Bosnien entsandter Polizist aus Florida zurückkehren, weil er ein Verhältnis mit einer 13jährigen Muslimin begonnen hatte. Im Dezember 2000 mußte ein IPTF-Angehöriger gehen, weil er für 6.000 Mark eine Hure aus Moldawien gekauft und mit in sein Quartier genommen hatte. Auch Deutsche, Jordanier und Pakistanis sollen wegen Sexualdelikten nach Hause geschickt worden sein.


 
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