© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/01 01. Juni 2001

 
WIRTSCHAFT
China im Schwebezustand
Bernd-Thomas Ramb

Ich sage nur: China. China, China", prophezeite Altbundeskanzler Kiesinger Ende der sechziger Jahre. Nun haben die in Deutschland vorerst abservierten Hersteller der Magnetschwebebahn Transrapid den Hinweis aufgenommen und schließen einen Großauftrag nach dem anderen mit dem fernöstlichen Superstaat ab. Zunächst war es die Verbindung zwischen dem Zentrum von Shanghai und dem Flughafen. Der 40 Kilometer langen Strecke soll nun die 1.200 Kilometer lange Verbindung zwischen Schanghai und Peking folgen. Mit der Realisierung dieses 50 Milliarden Mark teuren Jahrhundertprojekts könnte die deutsche Magnetschwebetechnik endgültig ihre internationale Anerkennung erhalten, die ihr im eigenen Land aufgrund industriesadistischer Umweltschutzhysterien bislang verwehrt wurde. China hat dem deutschen Transportsystem nicht nur wegen der traditionell guten Geschäftsverbindungen gerade in dieser Branche den Vorzug gegeben. Schließlich wurden schon zu Kiesingers Zeiten die Eisenbahnen der chinesischen Staatsbahn in deutschen Bahn-Werken gebaut.

Die chinesische Führung hat die Zukunftsträchtigkeit des Transportsystems erkannt. Nun setzt endlich auch in Deutschland ein Umdenken ein. Die Ruhrgebietstrasse und eine Kurzstrecke bei München haben derzeit bessere Realisierungschancen als die vor Jahren abgeschmetterte Verbindung Hamburg – Berlin. Übertrieben ist jedoch das Vorhaben der Bundesregierung, die deutschen Mini-Strecken mit fünf Milliarden Mark zu alimentieren, wenn auch der Betrag im Vergleich zur Weltausstellungspleite gering erscheint. Wenigstens dürfte der Widerstand der regierungsbeteiligten Grünen nunmehr ausfallen, die als Oppositionspartei die damaligen Transrapid-Pläne fanatisch torpediert hatten.


 
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