© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/01 01. Juni 2001

 
Evangelische Kirche für Embryonenschutz
(idea)

Im Blick auf den Schutz menschlicher Embryonen besteht in der evangelischen Kirche große Einmütigkeit. Vertreter von EKD und Landeskirchen sowie kirchlichen und freien Werken warnen davor, den Embryonenschutz aufzuweichen. Die Freiheit der Forschung dürfe nicht die im Grundgesetz geschützte Menschenwürde beeinträchtigen, die auch dem Embryo zukomme, erklärte der Rat der EKD am 22. Mai. Die Präimplantationsdiagnostik (PID), bei der im Reagenzglas befruchtete Eizellen vor dem Einpflanzen in den Mutterleib auf mögliche Mißbildungen untersucht werden, und die Herstellung embryonaler Stammzellen zu Forschungszwecken seien mit dem Embryonenschutz nicht vereinbar.

Nach Angaben des EKD-Pressesprechers, Oberkirchenrat Thomas Krüger, lehnen auch die Leitungen der Landeskirchen eine Änderung des Embryonenschutzgesetzes ab. Es lasse sich keine Bereitschaft erkennen, die PID unter bestimmten Voraussetzungen zu befürworten, wie es einige Politiker tun. Die ablehnenden Voten von Bischöfen wie Wolfgang Huber (Berlin) und Margot Käßmann (Hannover) seien eindeutig. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker unterstützte beim Hessentag in Dietzenbach die Haltung von Bundespräsident Johannes Rau, daß die Interessen von Wirtschaft und Forschung die "sensiblen Grenzen der Menschenwürde" nicht verletzen dürften. Auch die katholische Kirche und der Zentralrat der Juden in Deutschland lehnen Änderungen des Embryonenschutzgesetzes ab.

Zusammen mit der Bundesärztekammer fordern die Kirchen, die vorgeburtliche Diagnostik in die Diskussion einzubeziehen. Bei dieser Methode werden ungeborene Kinder im Mutterleib auf etwaige Krankheiten untersucht. Ist eine Behinderung zu erwarten, darf das Kind bis zur Geburt abgetrieben werden. Diese Methode werde heute schon weitgehend zur Selektion benutzt, stellten der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Manfred Kock, der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, am 28. Mai in Bonn fest. Kritik an der von Bundeskanzler Gerhard Schröder geforderten Diskussion "ohne ideologische Scheuklappen" übt die Evangelische Frauenhilfe in Deutschland. Die Vorsitzende, Brunhilde Raiser, sagte, die Unantastbarkeit der Menschenwürde habe Vorrang vor dem verständlichen Interesse an Arbeit und Wohlstand oder an der Heilung von Krankheiten.

Gegen die PID hat sich auch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Mediziner ausgesprochen. Sie fürchtet, daß dadurch dem bereits eingetretenen Dammbruch weiter Vorschub geleistet werde, "menschliches Leben, das mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle bzw. mit dem Entstehen eines neuen Genoms beginnt, zur Tötung freizugeben". Die mit der PID verbundene Selektion und Verwerfung kranker Embryonen mißachte den christlichen Schöpfungsgedanken.


 
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