© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/01 25. Mai 2001

 
Zeitschriftenkritik: Deutsche Geschichte
Blüte des Abendlandes
Werner Olles

53 Ausgaben sind seit 1990 von Deutsche Geschichte erschienen. Zweimonatlich will die "Zeitschrift für historisches Wissen" mithelfen, daß "unsere Geschichte nicht mehr als Verbrecheralbum geschmäht werden kann". Die Themenhefte möchten "ebenso gründlich wie wahrheitsgetreu" über unsere geschichtliche Vergangenheit informieren, ohne sich dabei von dieser zu trennen oder sie gar zu verdrängen.

Sieht man sich die Titelthemen der letzten Ausgaben an – "Belle Alliance/Waterloo 1815", "Königin Luise", "Die deutsche Wehrmacht", "Der Polenfeldzug 1939", "Kriegsende 1945", "Ostpreußen", "Die deutschen Kolonien" oder "Der 20. Juli 1944" –, so könnte leicht der Eindruck entstehen, hier würde die deutsche Geschichte bis in die Gegenwart hinein nostalgisch-unkritisch und distanzlos gesehen. Das ist aber keineswegs der Fall. Liest man zum Beispiel in der Ausgabe 51, die "Karl dem Großen und seiner Zeit" gewidmet ist, dann werden hier durchaus die verschiedensten Facetten der herausragenden Persönlichkeit Karls, dieses "Kaisers im Sattel" gewürdigt. Einerseits ein Friedensbringer, Staatengründer und Baumeister Deutschlands und Europas, hielt der "Sachsenschlächter" in Verden an der Aller ein schreckliches Blutgericht unter seinen heidnisch-germanischen Feinden. Aber gleichzeitig einte er das Abendland, das nun unter dem Christentum zu neuer Größe und Blüte aufsteigen konnte. Zuletzt erinnerte 1945 die französische Division "Charlemagne", die im zerschossenen und zerbombten Berlin einen hoffnungslosen Kampf gegen die russisch-bolschewistische Übermacht führte an den sagenumwobenen Kaiser, der auch nach mehr als einem Jahrtausend nichts von seinem Mythos verloren hat.

Die Zeitschrift informiert ihre Leser jedoch auch über den bis heute immer noch totgeschwiegenen Holocaust an über 250.000 Deutschen in den jugoslawischen Vernichtungslagern. Während in den USA ansässige, von Tito vertriebene Donauschwaben dieser Kinder, Frauen und Männer, die ihr Leben lassen mußten, nur weil sie Deutsche waren, regelmäßig bei feierlichen Totenehrungen gedenken, hat Kanzler Schröder jegliche finanzielle Unterstützung für die Errichtung eines "Zentrums gegen Vertreibungen", in dem auch das Verbrechen der Vertreibung von 15 Millionen Deutschen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa dokumentiert werden soll, erst unlängst wieder kategorisch verweigert.

Die 52. Ausgabe präsentiert einen "bau- und kunsthistorischen Ausflug" zur Marienburg. Als "stolze Materialisation des Deutschordens-Geistes" ist der innere Bedeutungsgehalt dieses nationalen Denkmals, das schwer unter den Kämpfen des Zweiten Weltkrieges gelitten hat, von unschätzbarem Wert. Einst als Wahrzeichen eines fortschrittlichen deutschen Ordensstaates und später als symbolische Trutzburg gegen den Diktatfrieden von Versailles verehrt, besitzt die Burg trotz ihres fehlenden Turmes und der zerstörten Dachaufbauten als nationales Geschichtsmonument immer noch eine große Ausstrahlungskraft auf die Geschicke und Ideale der Gegenwart.

 

VGB-Verlagsgesellschaft Berg mbH, Postfach, 82328 Berg am Sternberger See. Einzelpreis: 13,80 Mark. Jahresabo: 90 Mark, für Schüler: 65 Mark


 
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