© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/01 25. Mai 2001

 
Der Heimat verbunden
Vertriebene: Wallfahrt zum Schönenberg
Richard Baumann

Etwa viertausend Wallfahrer waren am vergangenen Sonntag in Ellwangen/Ostwürttemberg zu Gast, wo die 53. Wallfahrt Kirche-Heimat stattfand. Seit 1949 treffen sich hier zumeist katholische Heimatvertriebene, um im Gebet der alten Heimat und der Opfer von Flucht und Vertreibung zu gedenken.

Adenauer, Kiesinger, Kohl und zahlreiche Ministerpräsidenten waren in diesen fünf Jahrzehnten als Redner bei der Kundgebung dabei. Während man in den fünfziger Jahren regelmäßig mehr als zehntausend Besucher zählte, ging die Resonanz in den letzten Jahren merklich zurück. Trotzdem ist diese Wallfahrt eine der bedeutendsten im gesamten Südwesten geworden. Mit ihren Fahnenabordnungen und Trachtengruppen bringen die Heimatvertriebenen farbenprächtig ihre Verbundenheit mit der alten Heimat zum Ausdruck. In diesem Jahr waren Chöre aus Ratibor und Iglau dabei. Eine Pilgergruppe aus Breslau wurde begeistert begrüßt.

Gastredner bei der diesjährigen Kundgebung war die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach. Die CDU-Bundestagsabgeordnete erinnerte an das grauenvolle Leid der rund 15 Millionen deutschen Heimatvertriebenen und forderte die EU auf, bei ihrer Osterweiterung die Beitrittsländer mit ihren Vertreibungs- und Entrechtungsdekreten zu konfrontieren. Die BdV-Chefin, deren Ausführungen mehrmals von Beifall unterbrochen wurden, bat um Unterstützung für das neue Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin, das ab Juli auch im Internet präsent sein wird. Sie betonte, der Bund der Vertriebenen wolle den 5. August alljährlich als Nationalen Gedenktag zur Erinnerung an die deutschen Opfer von Vertreibung, Deportation und Zwangsarbeit begangen wissen und habe die Bundesregierung dazu einstimmig aufgefordert. Am 5. August 1950 wurde in Stuttgart die richtungsweisende Charta der deutschen Heimatvertriebenen proklamiert. Eindringlich wandte sich Frau Steinbach dagegen, einen Schlußstrich zu ziehen: "Wer das Gedächtnis verliert, verliert die Orientierung und reißt den Weg ein in eine bessere Zukunft."


 
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