© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/01 25. Mai 2001

 
Klaus Hornung
Geschärftes Profil
von Michael Wiesberg

An der Spitze des Studienzentrums Weikersheim hat sich ein Wechsel vollzogen, der nicht unbedingt zu erwarten war: Der bisherige Präsident Freiherr Wolfgang von Stetten (CDU) wird nach vierjähriger Amtszeit durch den inzwischen emeritierten Politikprofessor Klaus Hornung abgelöst. Überraschend ist dieser Wechsel deshalb, weil Hornung in den Medien gerne als "umstritten" tituliert wird, wofür heute bereits die Tatsache ausreicht, daß er hin und wieder für die JUNGE FREIHEIT zur Feder greift.

Von Stettens Führung war vor allem durch das Bemühen gekennzeichnet, das Studienzentrum vom angeblichen Geruch einer "rechten Kaderschmiede" zu befreien. Daß dieses Bemühen auch in einer Art internen "Säuberung" seinen Ausdruck gefunden hat, war vor dem Hintergrund der Intentionen von Stettens nur folgerichtig. Es kann als sicher gelten, daß Hornung die politisch-korrekten Bemühungen seines Vorgängers nicht mit gleicher Intensität weiterführen wird. So sprach Hornung beispielsweise in einer zurückliegenden Ausgabe des Deutschland-Magazins davon, daß Deutschland inzwischen auf dem Weg in einen "antifaschistischen Ideologiestaat" sei.

Von nicht unerheblicher Bedeutung für den akademischen Werdegang von Klaus Hornung war dessen Tübinger Lehrer Hans Rothfels, bei dem er 1955 über den "Jungdeutschen Orden" promovierte (Co-Referent war Theodor Eschenburg). Rothfels erregte nach dem Zweiten Weltkrieg erhebliches Aufsehen mit seinem 1947 zunächst in englischer Sprache erschienenen Buch über den Widerstand gegen Hitler, dem er sich als erster wissenschaftlich näherte. Roth-fels war in diesem Werk auch um die Rehabilitation konservativer deutscher Werte bemüht.

1962 nahm Hornung einen Lehrauftrag an den Pädagogischen Hochschule Reutlingen an. Es folgte im Jahre 1974 die Habilitation über das Thema "Staat und Armee". In den sechziger Jahren setzte bei Hornung eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen Marxismus, Leninismus und Sowjetunion ein. Frucht dieser Arbeit ist zum Beispiel das Buch "Der faszinierende Irrtum", das ins Italienische, Spanische und Koreanische übersetzt wurde. 1987 übernahm Hornung einen Lehrauftrag an der Universität Hohenheim. In die Zeit seiner Lehrtätigkeit dort fiel die Publikation des Buches, mit dem Hornung einem größeren Kreis von Interessierten bekannt wurde: "Das totalitäre Zeitalter", das Anfang der neunziger Jahre erschien. Daß Hornungs publizistischer Elan auch nach seiner Emeritierung im Jahre 1993 nicht erlahmt ist, zeigt beispielhaft die Veröffentlichung seiner umfangreichen Scharnhorst-Biographie im Jahre 1997. Dieser Elan nährt die berechtigte Hoffnung, daß das Studienzentrum Weikersheim unter Hornung sein kritisches Profil im Hinblick auf politische und gesellschaftliche Fehlentwicklungen wieder schärfen wird.


 
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