© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/01 25. Mai 2001


Hoffungsloser Fall
von Lothar Höbelt

Zu Zeiten der viel- und zu Recht gerühmten, letztlich aber dann doch nicht von Erfolg gekrönten Nibelungentreue wurde der Unterschied zwischen Österreichern und Reichsdeutschen gern mit einer vermutlich apokryphen, aber dennoch populären Anekdote charakterisiert: In eine heikle Situation geraten, wenden sich die zwei Kommandanten an die Truppe. "Ernst, aber nicht hoffnungslos", sei die Lage, so der eine; nein, kontert der Österreicher, umgekehrt: "Hoffnungslos, aber nicht ernst !" Besser könnte man das Urteil über das Duo Gerhard Sch. und Joschka F. gar nicht in Worte fassen …

Das Buffo-Paar der neudeutschen Politik ist die maßgeschneiderte Antwort auf die Herausforderung Europas durch Hollywood. Dem Bedürfnis der Seifenopern nach burlesken Verwicklungen ohne tiefere Bedeutung kommt die deutsche Führungsmannschaft in geradezu kongenialer Weise nach – noch dazu, wo die Sonderkorrespondentinnen im Familienrabatt gleich inbegriffen sind. So entgeht der österreichischen FP-Vizekanzlerin Riess-Passer zwar möglicherweise ein Kabarettauftritt aus erster Hand, aber nicht unbedingt eine Staatsaktion, wenn ihr der Händedruck des Möchtegern-Bosses der Euro-Genossen erspart bleibt. Der Veranstaltungskalender des kommenden Wochenendes verrät dabei ein feines Gespür für gesellschaftliche Nuancen: Während die einen mit Big Brother live albern dürfen, sind die anderen zur Goldenen Hochzeit Otto von Habsburgs geladen. Jedem nach seinem Verdienst, ganz wie es sich gehört.


 
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