© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/01 11. Mai 2001

 
Tod im Yugo
Kino: Der Fall Mona" von Nick Gomez
Werner Olles

Irgendwo im Abgasdunst der Metropole New York liegt ein kleines verschlafenes Nest namens Verplanck. Die Einwohner hier führen ein beschauliches Leben, in dem lediglich der einmal im Jahr ausgetragene Wettkampf im Messerwerfen ein wenig Abwechslung bietet.

Neben ihrer Vorliebe für die allgegenwärtigen "Yugos", jene launenhaften südosteuropäischen Blechkutschen, die unangefochten das Verplancker Straßenbild beherrschen, wenn sie nicht gerade wieder einmal in der Werkstatt der örtlichen Yugo-Expertin Lucinda stehen, haben Verplancks Bewohner eines gemeinsam: Fast jeder freut sich hier mehr oder weniger über den plötzlichen Tod von Mona Dearly (Bette Midler), der meistgehaßten Einwohnerin von Verplanck. Sie kommt nämlich eines Tages mit ihrem Yugo von der Straße ab, segelt schnurstracks in den Hudson River und ertrinkt.

Außer Polizeichef Wyatt Rash (Danny DeVito) scheint dies jedoch niemanden ernsthaft zu interessieren, nicht einmal Monas memmenhaften Ehemann Phil (William Fichtner), der regelmäßig von ihr verprügelt wurde, oder ihren dämlichen Sohn Jeff (Marcus Thomas), der seine rechte Hand bei einem mysteriösen Unfall verloren hat und nun seine Zeit hauptsächlich mit Biertrinken und Rülpsen verbringt. Sheriff Rash kommt jedoch schnell dahinter, daß Phil seit längerem ein Verhältnis mit der lüsternen Kellnerin Rona (Jamie Lee Curtis) hat, einer nymphomanen Kettenraucherin, die sich gelegentlich auch mit seinem Sohn Jeff vergnügt.

Als dann noch festgestellt wird, daß die Bremskabel an Monas Yugo durchgeschnitten wurden, ist für den Polizeichef klar, daß hier kein Unfall vorliegt, sondern Mord. Aber bei seinen Ermittlungen stößt er schon bald auf eine verwirrende Anzahl an möglichen Verdächtigen und deckt dabei mehr dunkle Geheimnisse der Einwohner Verplanck auf, als ihm und ihnen lieb ist ...

Nick Gomez’ schwarze Komödie "Der Fall Mona" – Originaltitel: "Drowning Mona" – kommt im Gewand eines sogenannten intelligenten amerikanischen Films daher, ist aber letztlich doch nur durchschnittliches Hollywood-Mainstream-Kino, manchmal sogar noch weit weniger subtil, komplex und unkonventionell als dieses. Das liegt einmal an der Story, die zwar unzählige Drehungen und Wendungen und viele schillernde Figuren aufweist, deren Konflikte aber niemals vertieft werden.

Vor allem aber krankt dieser Film an seinem gewollten Bemühen, sich dem Lauf der Dinge zu widersetzen. Eine derartig dominant-neurotische Frau, wie Bette Midler sie bei Gomez verkörpert, würde wohl kaum bei einem solch unsympathischen, windelweichen Pantoffelhelden und notorischen Fremdgänger wie ihrem Ehemann Phil hängenbleiben. Dessen Sex mit Rona inszeniert der Regisseur dagegen als erotisches Äquivalent zum Fast-food-Essen im Diner seiner heimlichen Geliebten, in der Mittagspause zwischen eins und halb zwei.

Die Geschichte all dieser einsamen und in ein tragikomisches Schicksal verstrickten Menschen in dem hoffnungslosen Nest namens Verplanck, von denen manche ihr Fett abbekommen, andere aber ihr Glück, spart einfach zu viele Details aus, um am Ende noch glaubhaft zu sein. Das ist schade, denn die Idee und der Stoff – Unfall, Mordfall oder Glücksfall? – hätten eigentlich gereicht, um damit in die Fußstapfen von Hitchcocks genialer Kriminalkomödie "Immer Ärger mit Harry" zu treten. Davon ist "Der Fall Mona" aber Lichtjahre entfernt.


 
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