© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/01 04. Mai 2001

 
UMWELT
Scheinwerfer an, Umwelt aus
Volker Kempf

Umweltschutzthemen sind zwar nicht hoch im Kurs, aber noch immer gut genug, um damit Werbung zu machen. So wirbt die Stadt Düsseldorf damit, an der Lokalen Agenda 21, also einem Programm zum Energiesparen und für Umweltschutz in der Kommune, teilzunehmen. Abgesehen davon, daß einmal im Jahr in Düsseldorf Dreckwegtag ist, an dem die Bürger aufgerufen sind, Dreck in der Stadt wegzuräumen, tut sich für die Umwelt nicht viel. Im Gegenteil. Jetzt wurde sogar ein Plan zur Lichtinszenierung erstellt, demzufolge noch mehr Gebäude in der Stadt erleuchtet werden. Das bedeutet Lichtverschmutzung nicht nur für Hobbyastronomen, sondern auch eine Störung der Biorhythmen von Menschen und Tieren. Vor allem Vögel stört es, wenn die Nacht zum Tag wird. Und Strom kostet dieser Spaß obendrein, den die Stadt eigentlich für die Umwelt einsparen wollte. Alles kann man nun einmal nicht haben: Entweder beteiligt man sich an der Agenda 21 und läßt den Lichtzirkus bleiben, oder aber man setzt auf Spaßgesellschaft und streicht das Agenda-21-Logo aus den städtischen Prospekten und Internetseiten. So ehrlich sind immerhin die US-Amerikaner, die auch mehr Energie verbrauchen wollen, aber wenigstens nicht so tun, als täten sie dabei noch etwas für die Umwelt.

Auch die öffentlichen Verkehrsbetriebe haben die Umwelt auf ihre Weise entdeckt. "Vor ihnen könnten vierzig Autos herfahren", darf manch ein Autofahrer lesen, der einem Bus hinterherfährt. Wenn nur zwei Personen im Bus sitzen, was trotz Agenda 21 durchaus vorkommt, wird sich der Autofahrer denken, vor ihm könnte nun auch nur ein PKW herfahren, der nicht so rußt. Die Welt ist voller Widersprüche – meist zu Lasten der Umwelt.


 
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