© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/01 13. April 2001

 
Blick in die Medien
ARD-Attribute
Ronald Gläser

Anfang April startete die ARD ein Bombardement von Presseerklärungen. Im Minutentakt wurde über die Ergebnisse der ARD-Hauptversammlung in Leipzig informiert. Die hochbezahlten Gremienvorsitzenden hatten vor allem über Grundsatzfragen zu beraten. Dabei ging es mitnichten um die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit oder die Verbesserung des eigenen Programms. Es wurde einmütig festgestellt, daß der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Programmauftrag erfülle. Qualitativ und erfolgreich – das sind die wichtigsten Attribute, mit denen die ARD-Bosse ihre Arbeit beschreiben. Fritz Pleitgen verwies auf Phoenix, der in der Tat ein Erfolgsmodell darstellt. Denn das informative Programm steigert seine Akzeptanz und wird kostengünstig (sonst ein Fremdwort bei der ARD) produziert. In ihrem Größenwahn interpretiert die ARD aber nun den hohen Anteil von Wählern unter den Phoenix-Zuschauern als Beweis dafür, daß der Sender die Bereitschaft zur Teilnahme an Wahlen und damit die Wahlbeteiligung steigere. In Wirklichkeit ist es doch so, daß Menschen, die sich an Wahlen beteiligen, eher bei Phoenix reinschalten als jene, die sich nicht für Politik interessieren. Ursache und Wirkung sind hier auf den Kopf gestellt. Immerhin wurde ganz am Ende beschlossen, mit den hauseigenen Stasiverstrickung (MDR) aufzuräumen und das Thema aufzuarbeiten – zehn Jahre nach der Wiedervereinigung. Langsam und schwerfällig sind eben auch Attribute, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kennzeichnen.


 
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