© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/01 13. April 2001

 
Peter Ustinov
Genialer Kosmopolit
von Werner Olles

Er ist Schauspieler, Regisseur, Maler, Bühnenbildner, Conférencier, Stückeschreiber und Prosaschriftsteller. Er verfaßte über 20 Theaterstücke und neun Filmdrehbücher, führte in acht Filmen Regie und spielte in gut 40 Filmen sowie zahlreichen Bühnenstücken. Er inszenierte Opern, legte Foto- und Karikatursammlungen vor und ist als begnadeter Komiker in Soloprogrammen zu erleben. Zudem engagiert sich der "praktizierende Europäer", Erzähler und Romanautor für UNICEF.

Sir Peter Ustinov wurde am 16. April 1921 in London geboren. Sein Großvater lebte als russischer Emigrant in Württemberg; sein Vater, ein deutscher Journalist, wurde später Presseattaché an der deutschen Botschaft, bis er sich mit Außenminister Ribbentrop überwarf. Die ersten Kontakte mit dem Theater vermittelte Ustinovs französische Mutter, die Bühnenbildnerin und Kostümzeichnerin Nadja Benois.

Nach dem Besuch der Londoner Eliteschule Westminster, die er als Sechzehnjähriger verließ, nahm Peter Ustinov Schauspielunterricht am Londoner Theater-Studio. 1939 debütierte er mit eigenen Sketchen im "Plyers Club" und erhielt ein Jahr später seine erste Filmrolle. Nach dem Dienst in der britischen Armee von 1942 bis 1946 begann seine außergewöhnliche Karriere, die ihm bis heute zwei Oscars ("Spartacus" und "Topkapi"), drei "Emmys", den Karl Valentin-Orden (1981), den französischen Kulturorden "Commandeur des Arts et des Lettres" (1985), den Ehrenpreis "Das goldene Schlitzohr" (1987), die Goldene Medaille der Stadt Athen (1990), die "Goldene Europa" (1992), den Fernsehpreis "Bambi" (1994), den Deutschen Kulturpreis (1994) und den International Child Survival Award (1995) einbrachte. Kinozuschauern bleiben vor allem sein Nero in "Quo vadis" und sein Hercule Poirot in "Der Tod auf dem Nil" in Erinnerung.

Ustinov ist mehrfacher Ehrendoktor, Mitglied der Akademie der Schönen Künste in Paris, an der er den Platz seines verstorbenen Kollegen Orson Welles einnahm, war Ehrenrektor der schottischen Universität Dundee und wurde 1990 von der britischen Königin zum Ritter geschlagen und 1992 vom Senat der Universität Durham/England zum Kanzler gewählt.

Die Liebe des Regisseurs Ustinov gehört der Oper. Er ist regelmäßiger Gast an den wichtigsten Opernhäusern der Welt. So inszenierte er 1973 Mozarts "Don Giovanni" bei den Festspielen in Edinburgh, 1978 Offenbachs "Banditen" an der Deutschen Oper in Berlin, 1985 Janáceks "Katja Kabanova" an der Hambuger Staatsoper, 1987 "Figaros Hochzeit" in Salzburg, und 1993 setzte er für die Dresdner Musikfestspiele die Kurzopern "Jolanthe" von Tschaikowsky und "Francesca da Rimini" von Rachmaninow in Szene.

In dritter Ehe mit einer Schriftstellerin verheiratet, kümmert sich Ustinov als UNICEF-Botschafter seit vielen Jahren um das Schicksal notleidender Kinder. Am 16. April feiert das Allround-Genie seinen 80.Geburtstag.


 
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