© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/01 13. April 2001


System Diepgen am Ende
von Ronald Gläser

Die Rücktrittsforderungen dementierte der angezählte Berliner CDU-Fraktionschef Klaus-Rüdiger Landowsky noch am Samstag mit markigen Worten. Doch inzwischen steht fest, daß der ehemals mächtigste Mann Berlins das Handtuch werfen wird. CDU-Generalsekretär Ingo Schmitt erklärte, der 58jährige werde den Stab an einen jüngeren weitergeben. Die Sozialdemokraten berauschten sich geradezu an der von ihnen verabschiedeten Resolution wider das "System Landowsky". Dabei übersehen sie, daß "Filz" stets auch zu den Merkmalen SPD-geführter Senate gehörten. Außerdem konnten die Genossen nur schwach bemänteln, wie gelegen ihnen dieser Anlaß kam. Sie wollen Revanche für ihre Wahlniederlage vom Oktober 1999 nehmen. Allerdings würde sich nach Neuwahlen nicht viel ändern. Ob die SPD mit 25 oder mit 35 Prozent mit den Grünen und der PDS ins Boot steigt, macht qualitativ keinen Unterschied. Ein starke linke Mehrheit hat Berlin so oder so.

Die SPD-Linke hat ohnehin überraschend lange zur CDU gehalten. Grüne und Kommunisten sprechen doch nur laut aus, was viele Sozialdemokraten leise denken. Deswegen mußte Diepgen die sofortige Bildung eines Volksfrontsenats als die wahrscheinlichere Alternative erscheinen. Landowskys Rückzug rettet somit kurzzeitig die Stadt vor Sachsen-Anhaltinischen Verhältnissen. Doch ohne Landowsky steht Diepgen wie ein Blinder ohne Stock und Blindenhund da. Ohne jemanden, der ihm die Mehrheiten in der Partei und der Fraktion besorgt, ist nicht nur das "System Landowsky" sondern auch das "System Diepgen" am Ende. Und das haben Peter Strieder und Genossen mit ihrer Kampagne erreicht.


 
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