© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/01 06. April 2001

 
Kolumne
Deutschenhaß
Klaus Hornung

Bekanntlich kann zwar "Fremdenfeindlichkeit", nicht jedoch "Deutschenfeindlichkeit" in die Nähe des Strafrechts führen. Daraus haben nun die Grünen erneut Folgerungen gezogen, jene Generationspartei, in der die kollektive deutsche Schuldkultur als Frucht der Umerziehung stets üppige Blüten trieb und treibt. Ihr jüngster Parteitag forderte "die Wiederherstellung des Grundrechts auf Asyl in seiner uneingeschränkten Fassung".

Dazu muß man wissen, daß die beiden großen Parteien im Sommer 1994 nicht zufällig noch rechtzeitig vor der Bundestagswahl jenes Jahres die Notleine zogen, nachdem 1993 die Flut der jährlichen Asylanträge in der Bundesrepublik Deutschland auf die abenteuerliche Zahl von 432.000 angeschwollen war, nahezu eine halbe Million. Die politische Klasse hatte – wie zögernd und verspätet auch immer – zu diesem sogenannten "Asylkompromiß" gefunden, wohl erkennend, daß die Belastung der deutschen Mehrheit in Deutschland durch eine hirnrissige Asylpolitik an die Grenzen des Akzeptablen und Verkraftbaren gestoßen war.

Nun hat die grüne Partei, diese Sammlung einer verwöhnten und daher utopisch-unrealistischen Wohlstandsgeneration, die Stirn, den deutschen Wählern die Rückkehr zu den asylpolitischen Verhältnissen vor 1994 zuzumuten! Sie wagt diese Demonstration der Wählerverachtung trotz der Tatsache, daß die jährlichen Kosten unserer gutmenschlichen Asylpolitik in allen ihren Facetten und auf allen Ebenen (Bund, Länder und Gemeinden) 30 Milliarden Mark weit übersteigen. Derweil feilscht die rotgrüne Bundesregierung, bezeichnend genug, bei der Bundeswehr um 200 bis 300 Millionen Mark.

Da kann man nur sagen: Am meisten zu bewundern ist auch hier wieder der Mut zum Auftritt bei den Grünen. Sie muten dem deutschen Wähler und Steuerzahler die Rückkehr zu einem Asylrecht zu, das als allgemeines Menschenrecht eine der heutigen deutschen Welteinmaligkeiten ist. Und zum Dank will dann diese Partei auch noch von eben jenen Bürgern gewählt werden. In jedem anderen Land der Erde wäre ein solches Verlangen der sichere Weg ins politische Aus. Nicht so bei den Deutschen, von denen viele noch immer nicht merken, daß sie nach dem Willen dieser Partei des nationalen Selbsthasses auf dem "langen Marsch" unter eigener Mitwirkung geschichtlich abgeschafft werden sollen. Die Konsequenz kann nur sein: Dieser Partei keine Stimme all jener, die Wert darauf legen, ihre Tassen politischer Vernunft im Schrank zu behalten.

 

Prof. Dr. Klaus Hornung lehrte Politikwissenschaften an der Universität Stuttgart-Hohenheim.


 
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