© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/01 23. März 2001

 
Frisch gepreßt

Wem gehört die Republik? Die hängen doch alle irgendwie zusammen", lautet eine der gängigen Meinungen, wenn von Wirtschaftsunternehmen und ihren Verflechtungen die Rede ist. Tatsächlich gehören Firmenzusammenschlüsse und Übernahmen im Zeitalter der Globalisierung zum Tagesgeschäft der Wirtschaft. Einen hervorrragenden Überblick über die Fusionen der vergangenen zwölf Monate bietet jetzt die von Rüdiger Liedtke vollkommen überarbeitete und ergänzte Neuauflage 2001 von "Wem gehört die Republik? Die Konzerne und ihre Veflechtungen" (Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2000, 592 Seiten, 49,80 Mark). Das Nachschlagewerk porträtiert, analysiert und bewertet – in alphabetischer Reihenfolge – 100 bedeutende Firmen und skizziert die Folgen der Zusammenschlüsse für die betroffenen Unternehmen, die jeweilige Branche, für die Anleger und den Arbeitsmarkt.

Im Vorzimmer der Macht. Es gibt eine Kategorie von Büchern, bei denen man ein "Muß denn das sein?" herauspreßt. Dazu zählt alles, was aus Adolf Hitlers Vorzimmer, Badezimmer, Adjutantenkammer und ähnlichen Gemächern stammt und nach Histörchen aus der Schlüssellochperspektive klingt. Bei der Lektüre der 1982 erstmals veröffentlichten und nun in vierter Auflage vorliegenden Erinnerungen Marianne Feuersengers wird man aber angenehm enttäuscht. Die Autorin war im Wehrmachtführungsstab tätig, wo das "Kriegstagebuch" erstellt wurde und wo die Schüler des Stefan George nahestehenden Militärhistorikers Walter Elze wirkten – Felix Hartlaub etwa! Ihre Eindrücke vom Kriegsalltag in Berlin lesen sich als wertvolle Ergänzungen zu den unvergleichlichen Erinnerungen der Damen von Kardorf, Boveri und Wassilschikoff ("Im Vorzimmer der Macht. Aufzeichnungen aus dem Wehrmachtführungsstab und Führerhauptquartier 1940–1945", Herbig, München 2001, 286 Seiten, 19,90 Mark).

Staatstheater. Als Band 7 der "Kölner Beiträge zur Nationsforschung", die von Otto Dann, einem der Pioniere der bundesdeutschen Forschung über Ursprung und Genese des Nationalstaats, mit herausgegeben werden, ist eine von Sabine Behrenbeck und Alexander Nützenadel edierte Aufsatzsammlung über "Inszenierungen des Nationalstaats. Politische Feiern in Italien und Deutschland seit seit 1860/71" erschienen (SH-Verlag, Köln 2000, 247 Seiten, 68 Mark). Hervorzuheben ist Volker Ackermanns Aufsatz über die durchaus vorhandene deutsche Fähigkeit zu trauern: "Zur Zeichensprache nationaler Totenfeiern von Wilhelm I. bis Willy Brandt" sowie der Beitrag von Edgar Wolfrum über die bundesdeutsche Erinnerungskultur zum 8. Mai und zum 17. Juni.

Barbarossa. Die Hintergründe des deutsch-sowjetischen Krieges halten immer noch ganze Historikerscharen in Lohn und Brot. Jetzt ist die deutsche Ausgabe von Gabriel Gorodetskys "Die große Täuschung. Hitler, Stalin und das Unternehmen ’Barbarossa‘" (Siedler Verlag, Berlin 2001, 511 S., 49,90 Mark) erschienen, in der der israelische Militärhistoriker allen "Präventivkrieg"-Thesen eine klare Absage erteilt. Gorodetsky glaubt anhand neu erschlossener Moskauer Quellen nachweisen zu können, daß Stalin bis zuletzt von der Haltbarkeit seiner Vereinbarungen mit Hitler überzeugt und zu keinem Zeitpunkt zu einem Krieg entschlossen war.

Wunderwaffen. Zarah Leander war schlecht informiert, als sie schon 1942 kundtat, bald werde ein Wunder geschehen. Mit den V-Waffen, mit deren Entwicklung sich David Irving 1986 befaßte, blieb das Wunder jedenfalls aus. Irvings Werk ist nun in unveränderter – und daher die jüngste Forschung zwangsläufig nicht beachtender – Auflage erschienen ("Die Geheimwaffen des Dritten Reiches", Arndt Verlag, Kiel 2000, 366 Seiten, Abb., 49,90 Mark).


 
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