© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/01 16. März 2001

 
Meldungen

Altkanzler Schmidt kritisiert 68-Proteste

HAMBURG. Für Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) war die 68er-Protestbewegung eine "weitausgreifende jugendliche Massenpsychose". Dies erklärte Schmidt anläßlich einer Preisverleihung an den Schriftsteller Siegfried Lenz. Der damaligen Jugend warf er einen einseitigen Blick vor, da beispielsweise Verbrechen im kommunistischen China nicht wahrgenommen wurden. Wer von den 68ern auf die Generation des Wiederaufbaus überheblich herabschaue, sollte "sich selbst Rechenschaft über seine eigenen Verirrungen ablegen", sagte Schmidt in seiner Laudatio für Lenz, der den Weilheimer Literaturpreis entgegennahm. Die mit 12.000 Mark dotierte Auszeichnung gilt als einzige, über die Schüler als Juroren allein entscheiden. Geehrt wurden unter anderem Ilse Aichinger, Rainer Kunze und Thomas Hürlimann. Über die 68er-Generation sagte Schmidt: "Wer aus der zwei Jahrzehnte jüngeren Generation der 68er, die in voller Freiheit und in kontinuierlich vermehrtem Wohlstand aufgewachsen ist, heute – obgleich inzwischen bereits grau werdend – immer noch meint, pauschal auf Lenzens Generation der Soldaten, der Kindersoldaten, der Kriegsverstümmelten, der jungen Witwen, der Flüchtlinge und Vertriebenen, der Trümmerfrauen, auf die ganze Generation des Wiederaufbaus überheblich herabschauen zu dürfen, dem wäre zu raten, sich selbst Rechenschaft über seine eigenen Verirrungen abzulegen." Inzwischen könne mancher 68er über frühere Verirrungen gelassen sprechen: "Wichtig ist nur, was die damals Verirrten heute tun." In der Laudatio würdigte Schmidt die besonderen Verdienste von Lenz für die deutsche Identität. Mit seinem nach dem Zweiten Weltkrieg begonnenen schriftstellerischen Werk habe der Autor beständig zum geistigen Neubau in Deutschland beigetragen. Zu den bekanntesten Werken des Autors, der am 17. März 75 Jahre alt wird, gehören die Romane "Deutschstunde" und "Heimatmuseum", die Erzählung "Ein Kriegsende" und "So zärtlich war Suleyken".

 

Millionen Deutsche sind Internet-Verweigerer

KÖLN.  Rund 28 Millionen Männer und Frauen in Deutschland wollen das Internet "auf keinen Fall nutzen". Das sind 43 Prozent der Bevölkerung. Die "Totalverweigerer" sind meist älter – die Hälfte ist über 50 Jahre alt –, vornehmlich weiblich und verfügen häufig nur über einen unterdurchschnittlichen Verdienst. Das geht aus einer forsa-Umfrage hervor, die am Montag vom Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seinem Medienspiegel veröffentlicht wurde. Während mehr als jeder zweite Internet-Nutzer das Abitur oder ein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, verfügt die Mehrzahl der Verweigerer nur über einen Hauptschul-Abschluß. Die Motive derjenigen, die das Internet ablehnen, sind unterschiedlich. Jeder Vierte (26,2 Prozent) gab an, das Medium interessiere ihn nicht, und jeder Fünfte (22,1 Prozent) hält sich für zu alt, um online zu gehen. Fast genauso viele (20,3 Prozent) gaben an, keinen PC zu besitzen. Für 14 Prozent bietet das Internet "nichts, was ich brauche". Weitere Gründe lauten "zu teuer", "zu kompliziert" und "keine Zeit".


 
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