© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/01 09. März 2001

 
Internet: Im "Blick nach rechts"-online werden Antworten zu "rechten Phrasen" abgefragt
Denksport für Dumpfbacken
Baal Müller

Jürgen Trittin muß nicht allzu pikiert sein, daß er in einem Computerspiel der Jungen Union kräftig Schläge auf sein ministeriales Haupt kassiert. Ähnliches hat sich auch die Zeitschrift Blick nach rechts für ihre Online-Ausgabe einfallen lassen, nur, wie könnte es anders sein, als pädagogische Maßnahme gegen Rechts. "Ploppattack"‚ nennt sich das kleine Spielchen, bei dem es darum geht, Äußerungen, die die Blick nach rechts-Redaktion offenbar für typisch rechts hält, durch Mausklick zu "widerlegen"‚ und dadurch eine bösartige Glatze zum Platzen zu bringen. Oberste Spielregel ist dabei, möglichst schnell auf die "richtige" von drei vorgegebenen Antworten zu klicken, wobei sich die Reihenfolge der Behauptungen natürlich ständig ändert. Längeres Lesen bedeutet Punktverlust, ist aber angesichts der Bescheidenheit der Phrasen, von denen zumindest die "linken" leider tatsächlich der Realität entsprechen, auch nicht notwendig. Im Zweifelsfall wählt man die spießigste und schulmeisterlichste Antwort, und man liegt immer richtig: Die Behauptung, daß die EU Deutschland "kaputtmache", pariert man mit der Bemerkung, daß es "ohne die EU keine Wiedervereinigung gegeben" hätte. Frauen werden nicht von Ausländern und auch nicht etwa nur von Latinos, was eine falsche, weil rassistische Antwort wäre, sondern von Männern allgemein belästigt, und wenn ausländische Männer bei deutschen Frauen trotzdem auch mal ganz gut ankommen, dann liegt das nicht etwa daran, daß sie irgendwie "besser drauf" sind, wie einem unverbesserlichen Machohirn einfallen könnte, sondern man hat zu sagen, daß "die Frauen das selbst entscheiden". Natürlich gilt die Multikultidevise, daß Deutschland denen gehört, die hier leben, nicht etwa den Menschen "aus unserem Kulturkreis"‚ und schon gar nicht "den Deutschen"; und auf den Vorwurf, die Wehrmacht werde verunglimpft, antwortet man nicht, daß "die Russen viel schlimmer" waren – schließlich hat Stalin einen edlen Vaterländischen Krieg geführt – sondern: "Die Wehrmacht war an Massenerschießungen beteiligt." Langes Überlegen ist also nicht gefragt, sondern ein schneller Klick, wenn man in die Rankingliste der "Top fifty" aufgenommen werden will. Mein erster Versuch brachte mir nur einen schlappen Platz 18 ein; nach etwas Fingergymnastik lag ich allerdings schon auf Rang 6, einen hinter den "Jusos Amorbach" und deutlich vor "Lenin". Ein paar Schlückchen Rotwein mehr – übrigens spanischen, denn ausländisches Essen "bereichert unsere Eßkultur", wie mir mitgeteilt wurde – und schon war ich auf Platz 2, vor "Rosa L." und einen hinter "Lumpi"! Weit abgeschlagen waren die Jusos! Was interessierten mich noch die schlafmützigen rosa Socken aus dem Odenwald, mein Interesse galt jetzt nur noch "Lumpi", der Nr. 1: Ein paar reflexartige Klicke – die politisch korrekten Antworten waren mir so richtig in Fleisch und Blut übergegangen, wie es sich für einen ordentlich durchgeprüften Normbürger gehört – und dann war es geschafft: Strahlende 8.436 Punkte, Platz 1 vor "Lumpi", Tabellensieger im linken Idiotentest!

Schade, daß es keine Preise gibt, einen Goldenen Thierse hätte ich mir jetzt schon gewünscht. Falls Sie mir aber trotzdem nacheifern und die Hitparade der Anständigen stürmen wollen, hier ist die Adresse: www.bnr.de .


 
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