© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/01 02. März 2001

 
Frisch gepreßt

Staatsarchiv Danzig. Es gibt Bücher, die man nicht rezensieren, nur anzeigen kann.Trotzdem gehören sie in die gut sortierte Handbibliothek jedes einschlägig interessierten Forschers. Im Oldenbourg Verlag, wo die "Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa" erscheinen, kredenzt man nun diesem recht überschaubaren Kreis einen ungewöhnlich wohlfeilen Leckerbissen: Nach dem Wegweiser durch die Bestände des Staatsarchivs Breslau (1996) liegt, herausgegeben von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Polens, vor: "Staatsarchiv Danzig – Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945" (München 2000, 721 Seiten, 98 Mark).

Wilder Konservativer. Bestenfalls verbindet man mit dem Osnabrücker Advocatus patriae Justus Möser (1720–1794) eine vage Vorstellung von den Ursprüngen konservativen Denkens in Deutschland. Dieter Borchmeyer sorgt mit Textauswahl und kundigem Nachwort dafür, daß unser vages Möser-Bild an Farbe gewinnt ("Harlekin oder Verteidigung des Grotesk-Komischen und andere Schriften", Edition Mnemosyne, Neckargmünd 2000, 163 Seiten, 42 Mark).

Liliput-Effekte. Warum setzen sich manche Ideen durch und andere nicht? Warum sorgen manche Produkte für Furore, während andere den Konsumenten nicht einmal namentlich bekannt sind? Der US-Publizist Malcolm Gladwell stellt in seinem Buch "Der Tipping Point – Wie kleine Dinge Großes bewirken können" (Berlin Verlag, Berlin 2000, 279 Seiten, 39,80 Mark) diese Fragen und den Zusammenhängen zwischen Vermittlern, Kennern und Käufern nach. Nichts geringeres als die praktische Anleitung zu Antonio Gramscis Theorie zur Erringung kultureller Hegemonie wird hier auf interessante und unterhaltsame Art dem Leser dargeboten.

Hitlers Visionäre. Daß man Dietrich Eckart "Ziehvater Hitlers" nennt, mag hingehen. Ob aber Alfred Schuler, Otto Rahn oder Julius Evola den Führern der NS-Bewegung so nahe standen, daß man sie, wie der Wiener Historiker Eduard Gugenberger es tut, plakativ "Hitlers Visionäre" und "Die okkulten Wegbereiter des Dritten Reiches" nennen dürfte, ist doch fraglich (Ueberreuter, Wien 2001, 207 S., 39,80 Mark).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen