© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/01 02. März 2001

 
WIRTSCHAFT
Wohlstandsfaktor Schwarzarbeit
Bernd-Thomas Ramb

Zur Schwarzarbeit in Deutschland wird ein neues Rekordniveau vermeldet: Der wertmäßige Umsatz betrage bis zu 640 Milliarden Mark. Das wären 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. 325 Millionen wurden im letzten Jahr als Bußgelder verhängt – und bezahlt. Keine schlechte Einnahme für den Staatssäckel. Der Verlust aus entgangenen Steuereinnahmen ist natürlich um ein Hundertfaches höher. Das Bundesfinanzministerium spricht von einem "dramatischen Anstieg" der Schattenwirtschaft. Forderungen nach verschärften Kontrollen und härteren Strafen werden laut. Eine Woche später ist das Thema wieder aus den Schlagzeilen, denn Schwarzarbeit wird mittlerweile als Dauererscheinung akzeptiert.

Aus gutem Grund, denn Schwarzarbeit hat nicht nur ihre (staatlichen) negativen Seiten, sondern durchaus auch (private) positive Aspekte. Es werden Waren und Dienstleistungen produziert und Arbeitswillige beschäftigt. Das geschätzte Wirtschaftsvolumen von 640 Milliarden Mark bedeutet einen Wohlstandgewinn in gleicher Höhe. Die produzierten Güter sind an sich nicht ungesetzlich – Drogenhandel und ähnliches zählt nicht zur Schwarzarbeit. Schwarzarbeit bedeutet somit eine marktwirtschaftlich erzielte Wohlfahrtsvermehrung zur allseitigen Zufriedenheit – mit Ausnahme des Staates. Er muß den Verlust von Staatseinnahmen – Steuern und staatlichen Zwangsversicherungsbeiträgen – beklagen. Daran ist er aber erheblich mitschuldig, denn Schwarzarbeit ist nicht zuletzt Ergebnis einer überzogenen Belastung von Arbeitseinkommen mit Steuern und Abgaben. Will der Staat wirklich ernsthaft die Schwarzarbeit bekämpfen, muß er diese Lasten drastisch reduzieren. Unterm Strich könnte dabei sogar ein Mehr für ihn herauskommen.


 
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