© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/01 02. März 2001

 
Aufgeschnappt
Zahlenpolizei
Angelika Willig

Es gibt keine Verpflichtung, bei dem Satz "Er suchte sein Heil in der Flucht" an "Heil Hitler" zu denken. Ausdrücklich hat die Süddeutsche Zeitung uns davon entbunden. Auch Worte wie "Volk" oder "stahlhart" und "gnadenlos" dürfen verwendet werden. Und das höhnische "Jedem das Seine" erhält sogar seine antike Unschuld zurück. Gegen die "Sprachpolizei" und ihre "Grundreinigung" predigen die Liberalen endlich mal laissez-faire. Sie verraten auch, daß "die tabuisierten Ausdrücke gehässig hinter der vorgehaltenen Hand geflüstert werden". Das hatte man von der Süddeutschen Zeitung nicht gedacht.

Wo die Sprachpolizei einen Schritt zurück geht, stößt die Zahlenpolizei vor. Das Soester Straßenverkehrsamt hat zwar nicht die Zahl 88, aber das entsprechende Autokennzeichen abgeschafft. Nun werden sich die "rechten Kreise" eine neue Chiffre ausdenken müssen. Wie wäre es mit dem "deutschen Gruß": 13 4 7.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen