© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/01 23. Februar 2001

 
WIRTSCHAFT
Wozu noch eine Bundesbank?
Bernd-Thomas Ramb

Bei der Liquidation der D-Mark zum Jahreswechsel wird für die Deutschen das Thema Bundesbank weniger im Vordergrund ihrer Aufregung stehen als es aus der währungspolitischen Bedeutung angebracht wäre. Schon seit geraumer Zeit diskutieren Politiker und Fachleute über die Zukunft der ehemals mächtigen und immer noch mächtig aufgeblähten Währungsinstitution. Nur für etwas volkswirtschaftliche Forschung kann die weitere Existenz der Bundesbank im bestehenden Personalumfang nicht gerechtfertigt werden. Ihr andere Aufgabengebiete zuzuschanzen wird ebenso heftig versucht, wie die dabei auftretenden Fragezeichen zunehmen. Dabei spielen Aufsichtsfunktionen eine Rolle, die anderen Ämtern wegzunehmen wären.

Bislang obliegt der Bundesbank nach Ablieferung der Währungsaufsicht an die Europäische Zentralbank allein noch die Bankenaufsicht. Die anderwärtig institutionalisierte Aufsicht über das Kreditwesen, den Wertpapierhandel und das Versicherungswesen liegen nun im Fokus der Begierde der Bundesbankreformer. Daß sich die entsprechenden Bundesaufsichtsämter gegen ihre Vereinnahmung wehren, ist nicht weiter verwunderlich, wohl aber der zunehmende Widerstand der Landeszentralbanken. Sie befürchten mit der unverminderten Beibehaltung des Bundesbankapparates eine verstärkte Übernahme ihrer dezentralen Aufgaben durch die Bundesbankzentrale. Langfristig wäre damit das Ende der Landeszentralbanken eingeläutet. Andererseits, warum sollen die LZBs für das Versagen der Bundesbank bei der Verteidigung der deutschen Währung büßen? Gerechter wäre die vollständige Abschaffung der Bundesbank und die stimmberechtigte Vertretung der einzelnen Landeszentralbanken im Rat der Europäischen Zentralbank.


 
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