© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/01 16. Februar 2001

 
Frisch gepreßt

Ostwissenschaften. Nicht allein das Feuilleton und die politische Redaktion der FAZ scheinen sich seit Monaten in einer Orientierungskrise zu befinden. Anders ist nicht zu erklären, daß die Besprechung eines der wichtigsten wissenschaftsgeschichtlichen Werke des letzten Jahrzehnts an den Potsdamer Historiker Hans-Erich Volkmann vergeben wurde. Volkmann, zur einst tonangebenden "Roten Zelle" im Freiburger Militärgeschichtlichen Forschungsamt zählend, war der denkbar inkompetenteste, wissenschaftshistorisch durch nichts ausgewiesene Rezensent, den die FAZ hätte finden können. Aber vielleicht ging es auch nur darum, eine schonungslos-unbequeme, aus den Quellen gespeiste Abrechnung mit der volkspädagogisch-politisierenden Legendenproduktion der Götz Aly et al. über die akademische Elite als "Vordenker der Vernichtung" frühzeitig unter den Verdacht des Apologetentums zu stellen. So wirkt Volkmanns wütender Verriß (FAZ vom 21.12.2000) des spannend zu lesenden Mammutwerkes von Martin Burkert wie eine nachdrückliche Empfehlung ("Die Ostwissenschaften im Dritten Reich. Teil I: Zwischen Verbot und Duldung. Die schwierige Gratwanderung der Ostwissenschaften zwischen 1933 und 1939", Harrossowitz Verlag, Wiesbaden 2000, 771 S., 148 Mark).

Schweizer Clausewitz. Die meisten Medizinstudenten befinden sich bei der Lektüre von chirurgischen Handbüchern noch ganz wohl. Speiübel wird vielen erst am lebenden, zumeist blutenden Objekt. An solche Erfahrungen erinnert sich, wer im 1943 erstmals veröffentlichen Taktikbrevier des Schweizer Clausewitz Hans Frick wie mit dem Skalpell geschriebene Sätze liest wie: "Der Durchbruch kostet gegenüber einem entschlossenen Gegner Zeit, starke Verluste und viel Munition." Der Militärhistoriker Jean-Jacques Langendorf hat das Büchlein, das bis 1949 auf vier Auflagen erlebte, neu ediert und mit einem kundigen Nachwort versehen, das das zentrale Motiv des Divisionskommendeurs Frick im Jahre 1943, als die Schweiz von Kräften der Achse umzingelt war, benennt: "Wie kann der Schwächere in dieser Schwäche die tauglichen Waffen finden, um sich wirkungsvoll einem Angreifer zu widersetzen?" ("Brevier der Taktik", Karolinger Verlag, Wien–Leipzig 2000, 110 S., 32 Mark).


 
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