© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/01 16. Februar 2001

 
Kolumne
Klarer Kontrast
Klaus Hornung

"Was ist nur mit der CDU los, genauer: mit ihrer derzeitigen Führung?" fragen Mitglieder und Wähler mit blankem Entsetzen. Rot-Grün reibt sich derweil mit Häme die Hände. Die Partei des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer befindet sich in der tiefsten Krise ihrer Geschichte. Die Pleiten und Pannen der ersten zwölf Monate Angela Merkels als Vorsitzende sind nur Symptome. Sie ist nicht ohne guten Willen, aber ohne ausreichende Erfahrung und historisch-politische Bildung und daher ohne langfristige Strategie. Sie wurde vor einem Jahr der desorientierten Parteibasis von der linken Medienmehrheit unversehens "aufs Auge gedrückt". Schon Helmut Kohl hatte dazu geneigt, seine heterogene Partei (von der zur Hälfte konservativen Basis bis zu den Liberalen und Sozialausschüßlern, diese meist in Führungspositionen) durch eine Politik der profillosen mittleren Linie zusammenzuhalten. Schon er konnte dadurch aber weder Mitgliederschwund noch steigende Wahlenthaltungen verhindern. Nun versuchen die Epigonen ein sehr ähnliches Rezept – jedoch in einer sehr viel schwierigeren Lage: In der Opposition und gegen eine Medienmehrheit von wenigstens 70 Prozent, deren Entstehung nicht zuletzt die CDU verschlafen hat.

Auch der Verweis auf die "schwarzen Kassen" des früheren Parteivorsitzenden rührt kaum an die wesentlichen Ursachen der Krise. Entscheidend war vielmehr die strategische Fehlentscheidung Kohls, 1998 noch einmal zur Wahl anzutreten. Da er sich für unentbehrlich hielt, hat er sehenden Auges seine Partei in die Niederlage gejagt.

Jetzt ist ein völlig neuer strategischer Ansatz nötig, um die CDU aus ihrer Krise herauszuführen. Gefragt ist nicht eine "bürgerliche" Nachhut oder "antifaschistische" Hilfstruppe von Rot-Grün, sondern eine klare politische Alternative freiheitlich-konservativer Art. Roland Koch hat diesen Neuansatz vor zwei Jahren in Hessen mit einigem Erfolg praktiziert. Viele Wähler lechzen danach, aus der derzeitigen Vormundschaft der Political Correctness, wie sie Regierung und Medien praktizieren, herauszukommen. Eine erdrückende Mehrheit wendet sich gegen die Masseneinwanderung, will eine klare Linie in den Fragen der Inneren Sicherheit, eine Schul- und Bildungspolitik der Leistung und das Ende der politisch instrumentalisierten "Vergangenheitsbewältigung". Nicht der Geist der "68er light" bis in die Führungsetagen der CDU, sondern nur ein klares Kontrastprogramm, das auch langfristig durchgehalten werden muß, anstatt vor jedem Gegenwind einzuknicken, wird der Partei Adenauers auch heute wieder Erfolg bringen.

 

Prof. Dr. Klaus Hornung lehrte Politikwissenschaften an der Universität Stuttgart-Hohenheim.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen