© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/01 09. Februar 2001

 
Meldungen

Ostsee-Akademie: Ostpreußen nach 1933

TRAVEMÜNDE. Zum Thema "‘Vorposten des Reiches‘? Ostpreußen 1933-1945" findet in der Ostsee-Akademie in Travemünde, die zur Zeit von heftigen personalpolitischen Turbulenzen erschüttert wird (siehe JF 3/01), eine internationle Tagung statt. Referenten aus Deutschland, Litauen und Polen widmen sich zwischen dem 9. und 11. Februar dem zeithistorisch bislang sträflich vernachlässigten NS-Herrschaft in der östlichsten deutschen Provinz. Besonderes Aufsehen dürften der Zeitzeugenbericht von Martin Bergau über die Erschiessung jüdischer Häftlinge im Januar 1945 finden, der der ZEIT am 2. November eine ganze Seite wert war ("Endlösung am Bernsteinstrand"). Heftige Reaktionen dürfte auch Bernhard Fisch auslösen ("Ostpreußen 1945.Mythos und Realität"), der mit höchst umstrittenen Thesen zum sowjetischen Wüten in Nemmersdorf Furore machte.

 

Völkerrecht im Wandel: Krieg fürs Menschenrecht

MÜNCHEN. In der Zeitschrift für Politik (Heft 3/00) faßt Burkhard Schöbener die aktuelle Diskussion über die Möglichkeit zusammen, zugunsten der "Menschenrechte mit militärischer Gewalt" zu intervenieren. Noch bis vor wenigen Jahren habe die große Mehrheit der Völkerrechtler in der "humanitären Intervention" einen Verstoß gegen das universelle Gewaltverbot gesehen. Mit dem Einsatz der Nato gegen Jugoslawien hätten sich allerdings die Stimmen gemehrt, die darin ein neues Rechtsinstitut des Völkerrechts zu erkennen glauben. Hinter allen Überlegungen stehe die Einsicht in die politische Notwendigkeit militärischer Maßnahmen zur Wiederherstellung und Aufrechterhaltung eines menschenrechtlichen Mindeststandards. Derartige Überlegungen fänden bisher aber immer noch keine Basis in einem Rechtssatz des Völkerrechts.

 

Vertiefung des deutschen Dialogs mit Polen

KÖLN.Das 1980 gegründete Deutsche Polen-Institut (DPI) hat satzungsgemäß die Aufgabe, durch seine Arbeit zur Vertiefung der gegenseitigen Kenntnisse des Kultur- und Geisteslebens von Polen und Deutschen beizutragen. Schwerpunkte der von Dieter Bingen in Osteuropa (Heft 11/00) skizzierten Arbeit waren bisher die Vermittlung der polnischen Literatur und Kultur im deutschsprachigen Raum sowie die Förderung der Kenntnisse über Deutschland und seine Literatur in Polen. Angesichts des Generationen- und Paradigmenwechsels in den Beziehungen seit 1990 beziehe das DPI nun bei der Fortsetzung und Erneuerung des literarisch-editorischen Profils verstärkt Themen an der Schnittstelle zwischen Politik, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft in seine Arbeit ein, die im Rahmen einer "Kopernikus-Gruppe" intensiviert werden soll. Neu gegründet und vom DPI unterstützt wurde in Stettin ein Institut für deutsche und nordeuropäische Studien.


 
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