© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/01 09. Februar 2001

 
UMWELT
Die aufblasbare Mutter Erde
Volker Kempf

Forderungen stellen macht Spaß, vor allem in der Spaß-gesellschaft. Biokost soll auf den Teller, die aber erst einmal auf dem Acker angebaut werden muß. Die Qualität der Lebensmittel mag dann steigen, allerdings auch der Flächenbedarf je erzeugter Kalorie natürlicher Nahrung. Gleiches gilt für tierfreundlich erzeugtes Fleisch. Allein Hühner in Freilandhaltung zu halten, würde bei dem heutigen Eierverbrauch einen zusätzlichen Flächenbedarf halb so groß wie das Saarland beanspruchen – von den Kühen und Schweinen gar nicht erst zu reden. Nur 60 Millionen Menschen könnten in Deutschland ernährt werden, wenn sie ausschließlich mit Produkten aus der eigenen Landwirtschaft versorgt werden müßten, will einmal jemand errechnet haben.

Mit Ökolandwirtschaft sähe der Wert noch schlechter aus. Der Forderungen nicht genug, soll auch noch Rapsöl das Erdöl ersetzen. Doch damit würde einmal mehr Ackerfläche für die Lebensmittelerzeugung verlorengehen. Und die Baubranche soll ebenfalls blühen und gedeihen, mit der Folge, daß immer weniger Fläche übrig bleibt, auf der noch etwas blühen kann. Das gilt um so mehr, als wir einer gängigen Zahl zufolge 400.000 Einwanderer brauchen oder entsprechend mehr Geburten. In anderen Worten: In der Spaßgesellschaft wird ein Quadratmeter Boden gleich dreimal verplant.

Da das aber nicht geht, bleibt nur, die Erde aufzublasen, so daß die Erdoberfläche wächst. So lange das Unmögliche unsere Wissenschaft aber noch nicht möglich machen kann, sollte man einmal den Spaß beiseite lassen und überlegen, wie die Ansprüche pro Kopf und die Zahl der Köpfe in diesem Land gesenkt werden können. So einfach ist das.


 
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