© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/01 26. Januar 2001

 
Frisch gepreßt

Angela Merkel. Zehn Jahre nach ihrem Einstieg in die Politik hat es die Pfarrerstochter Angela Merkel bis an die Spitze der CDU geschafft; vielen in der Union gilt sie inzwischen als potentielle Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl 2002. Doch wer ist diese Frau, die – in Hamburg geboren und nach der Umsiedlung der Eltern in Brandenburg aufgewachsen – in der DDR als Physikerin promoviert hat, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Akademie der Wissenschaften war und sich zeitweilig als FDJ-Kultursekretärin engagierte? Der Journalist Wolfgang Stock hat sich an ihre Fersen geheftet, sie bei Parteiveranstaltungen und öffentlichen Auftritten beobachtet, mit Wegbegleitern Angela Merkels gesprochen und Interviews mit ihr geführt. Herausgekommen ist ein Buch, das zwar den Anspruch erhebt, eine "politische Biographie" zu sein, sich bei der Lektüre aber rasch als überlanger Zeitungsartikel entpuppt. Mit seiner affirmativen Nähe zu Merkel steht sich Wolfgang Stock (früher: FAZ, Berliner Zeitung; heute: Focus) zudem selbst im Weg; ihm fehlt jener kritische, abwägende S trich, mit dem sich ein facettenreicheres Bild der CDU-Vorsitzenden zeichnen ließe. Auf eine solche Porträtstudie wird man weiter warten müssen. (Angela Merkel. Eine politische Biographie. Olzog Verlag, München 2000, 208 Seiten, Abb., geb., 36 Mark)

Selbstmörder. Wer nur an der Oberfläche nach biographischen Übereinstimmungen von Menschen sucht, die sonst nichts miteinander zu tun haben, kann relativ leicht fündig werden. Vielleicht waren sie Teetrinker? Hundeliebhaber? Zweimal verheiratet? Oder sie waren Selbstmörder, wie Heinrich von Kleist und Erwin Rommel, Vincent van Gogh und Adolf Hitler, Stefan Zweig, Kronprinz Rudolf und Hermann Göring. Dem österreichischen Historiker Friedrich Weissensteiner genügte dieses biographische Faktum, um ein Buch über "Berühmte Selbstmörder. Von Heinrich von Kleist bis Adolf Hitler" (Ueberreuter Verlag, Wien 2000, 208 Seiten, geb., 39,80 Mark) zu schreiben. Was die historisch-biographischen Kurzporträts über die Ursachen und Umstände der jeweiligen Selbsttötung vermitteln, bleibt jedoch oberflächlich. Immerhin räumt Weissensteiner im Vorwort selbst ein, das Thema Selbstmord gehöre "nicht unbedingt zu meinem Metier". Dem ist nicht zu widersprechen.


 
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