© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/01 26. Januar 2001

 
UMWELT
Mülltrennung ist nun selbst Müll
Holger Nutzinger

Na, Klasse! Da hat man uns immer eingetrichtert, den Müll in vier bis fünf Sorten zu unterteilen und getrennt einzusammeln, in jedem Klassenraum gab es mindestens zwei Mülleimer, und McDonald’s wurde gezwungen, in seinen Gourmettempeln Entsorgungs-Center einzurichten, deren Anweisungen den Intellekt der meisten Gäste überforderten. Nun heißt es: alles verkehrt und kehrt marsch! Müllvermischung ist die neue Devise. Nachdem die getrennte Müllsammlung zu gebirgsähnlichen Deponien mit nahezu unverrottbarem Müll führt, nachdem das gesammelte Altpapier zunehmend zum Anheizen der Kraftwerke und Hochöfen benutzt wird, weil man erkannte, daß recyceltes Papier umweltzerstörerischer ist als frisches Papier aus nordeuropäischen minderwertigen Hölzern, und man nun eingesehen hat, daß Parkbänke aus Altplastik nicht nur häßlich sind, sondern es auch kaum noch Parks gibt, die diese Dinger aufstellen wollen, hat man sich auf den wissenschaftlichen Fortschritt der Müllverwertung besonnnen.

Mit einer Mischung aus biologischem Abbau und thermischer Verbrennung läßt sich der Müll mit größter Umweltschonung fast rückstandsfrei vernichten. Dazu ist jedoch vermischter Müll notwendig. Wer trennt, schadet der Umwelt. Mehr aber noch schaden die Ewiggestrigen der Umwelt, die sich dieser neuen Technik aus ideologischen Gründen verschließen, weil sie sich nicht von ihren alten Konzepten trennen können. Am schlimmsten wird es, wenn sich bei dem neuen Misch-Konzept die "Biologisten" und die "Verbrenner" in die Haare geraten. Die "Biologisten" wollen nur die Verrottung ohne anschließende Verbrennung, die "Verbrenner" nur die Verbrennung ohne vorherige Verrottung. Schade, daß Ideologien so langsam verrotten …


 
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