© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001

 
Zeitschriftenkritik: Faust
Brav quergedacht
Werner Olles

Seit Mai 1989 erscheint die "Interdisziplinäre Wissenschaftszeitschrift" mit dem schönen Titel Faust viermal im Jahr und bietet in jeder Ausgabe einen Schwerpunkt zu einer theoretisch ausgerichteten Fragestellung. Daneben findet man laut redaktioneller Vorstellung "Hintergrundberichte zur Wirtschaftspolitik, Essays, Buchbesprechungen, Polemiken, Satire und Unerwartetes". Studenten aller Fakultäten können hier kostenlos ihre wissenschaftlichen Arbeiten vorstellen, getreu dem Motto der Zeitschrift: "Jedes Urteil wissenschaftlicher Kritik ist uns willkommen".

Faust möchte zwischen allen Lehrstühlen einen eigenständigen Blick auf gegenwärtige Denkformen und ihre gesellschaftlichen Bedingungen riskieren. An diesem hohen intellektuellen und querdenkerischen Anspruch würde die Zeitschrift gewiß nur zu gerne gemessen werden, doch bereits nach kurzer Lektüre kommt man nicht umhin, das Blatt in die nicht enden wollende Flut wohlfeiler Druckschriften einzureihen, die dem Leser zwar sophistische Diskussionen versprechen, über den plappernden Diskurs aber nicht hinauskommen. Gänzlich frei von originellen Gedanken entpuppt sich Faust als publizistische Realisierung von Scheinwissenschaft im Reich der medial generierten linksradikalen Illusionen. Diese bilden längst ihr eigenes Universum, das jegliche politikbezogene Evidenz abgeschüttelt hat.

Auch Faust folgt brav diesem Mechanismus, der für die Existenz derartiger Konstrukte konstitutiv ist. In einer Welt, in der die linken Gewißheiten zerbröseln wie morscher Sandstein, erkennt man sich selbst als artifizielles Unternehmen einer medial erzeugten Scheinexistenz, das seiner Fangemeinde vorgaukelt, man müsse nur noch die von Rationalismus und Fortschrittsglauben entdeckten Lücken ausfüllen, damit politisch alles handhabbar würde. Beim gläubigen Linksradikalen erzeugt solch eine konsistente Handlung möglichweise eine konsistente Welt, der Konservative wird darin eher eine zeitgemäße Reduktion des Politischen auf ein psychologisches System sehen, das sich auf der Ebene der Täuschung abspielt.

Ekel kommt allerdings auf, wenn in einer Buchbesprechung über "Alte und Neue Rechte an den Hochschulen" die üble "antifaschistische" Hetzjagd auf den Hochschullehrer Werner Pfeifenberger gefeiert wird. Wegen eines einzigen Beitrags im Jahrbuch der FPÖ wurde der Wissenschaftler von der linken Meute gnadenlos gejagt, bis er schließlich dem Druck nicht mehr länger widerstehen konnte und den Freitod wählte. Übelkeit erregt auch ein Text in der jüngsten Ausgabe, in dem der Autor sein "Schmunzeln" über die Trümmerwüsten, die einmal deutsche Städte waren, nicht unterdrücken kann. Andererseits weiß man aber dadurch wenigstens ganz genau, mit wem man es zu tun hat und mit welch plattem und vor Irrationalität triefenden Zynismus die "antifaschistische" Linke den Kampf gegen "Rechts" zu führen gedenkt.

 

Anschrift: Faust. Marchstr. 6, 10587 Berlin. Das Einzelheft kostet 6 Mark, das Jahresabo 22 Mark.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen