© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/97 12. Dezember 1997 |
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Bosnien- Konferenz: Diplomatischer Eklat nach Eröffnungsrede Klaus Kinkels Die IRA der Kosovo-Albaner von Petra Schirren Die am Dienstag in Bonn eröffnete zweitägige internationale Bosnien-Konferenz mit Delegationen aus 51 Staaten sowie Vertretern von 21 internationalen Organisationen begann mit einem Eklat: Die Abordnung der Bundesrepublik Jugoslawien drohte nach der Eröffnungsrede von Außenminister Kinkel mit einem Boykott der Verhandlungen. Kinkel hatte in seinen Ausführungen u. a. die extrem angespannte Lage im Kosovo angesprochen und gefordert, daß "die internationale Gemeinschaft" auch den "Brandherd Kosovo" löschen müsse. Diese Aufforderung zum Eingreifen in die Verhältnisse der unter dem Zwangsregime Belgrads stehenden, nach Selbständigkeit strebenden Region wurde von einem serbischen Vertreter als "Einmischung in die inneren Angelegenheiten Jugoslawiens" kritisiert. Ende November hatte es in dem von knapp zwei Millionen
Albanern und etwa 200.000 Serben und Montenegrinern bewohnten Kosovo eine Reihe blutiger
Zwischenfälle gegeben. In der Nacht vom Freitag auf Samstag letzter Woche wurde
beispielsweise ein albanischstämmiger Funktionär der in der Provinz regierenden
Sozialistischen Partei Serbiens erschossen. Am 3. und 4. Dezember kamen bei drei
bewaffneten Zusammenstößen unweit der Ortschaften Decani und Srbica ein serbischer
Polizist sowie zwei Albaner ums Leben. Die staatlichen Sicherheitskräfte setzten bei den
bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen Panzerfahrzeuge und Hubschrauber ein. Beide
Seiten verfügten über Gewehre und Panzerfäuste. Die Kämpfe waren die schwersten seit Vieles spricht mittlerweile in der Tat dafür, daß das Belgrader Nachrichtenmagazin Vreme keine Panikmache betreibt, wenn es schreibt: "Alle Voraussetzungen für einen Bürgerkrieg im Kosovo sind erfüllt." Zu diesen Voraussetzungen gehört auch die Existenz der für einige von albanischer Seite verübte Gewalttaten verantwortlich gemachten "Befreiungsarmee Kosovo", die erstmals im Frühjahr 1996 in Aktion trat. Diese nach wie vor geheimnisumwitterte bewaffnete Untergrundorganisation (ihr Bestehen wird von inhaftierten vermeintlichen Aktivisten hartnäckig be-stritten) hat es sich nach den zahllosen Fehlschlägen, mit demokratischen Mitteln die serbische Unterdrückungspolitik im Kosovo zu beseitigen, zum erklärten Ziel gesetzt, das Primat Belgrads mit Gewalt abzuschütteln. Opfer der Attentate der Befreiungsarmee Kosovo (UCK) sind serbische Polizisten und Amtswalter sowie albanische "Kollaborateure". Beim ersten öffentlichen Auftritt eines UCK-Kommandos am 29. November anläßlich der von mehreren zehntausend Albanern besuchten Trauerfeier für ein albanisches Opfer der jüngsten Gewaltakte erklärte ein Kämpfer, dessen Uniform ein Abzeichen mit dem albanischen Staatswappen zierte (schwarzer Doppeladler auf rotem Grund): "Diese Armee ist im Volk geboren und ist die einzige Kraft, die für die Vereinigung aller Albaner kämpft." Die jüngsten Äußerungen Klaus Kinkels in Bonn basieren
auf den vorangegangenen diplomatischen Bemühungen Frankreichs und Deutschlands, die
Regierung in Belgrad zu sofortigen Verhandlungen mit der demokratisch legitimierten
Führung der Kosovo-Albaner in Prishtina zu bewegen. Der jugoslawische Präsident
Milosevic hatte darauf mit den folgenden Worten regiert: "Védrine und Kinkel sollen
diese Die Initiative aus Bonn und Paris, die auch auf ein Vermittlungsgesuch des wegen seiner gemäßigten Haltung intern zunehmend umstrittenen Präsidenten der Kosovo-Albaner, Rugova, zurückgeht, zielt auf eine Revision der 1989/90 faktisch beendeten Autonomie der Provinz innerhalb des jugoslawischen Staates. Die Unabhängigkeit der von albanischer Seite proklamierten "Republik Kosovo" wird abgelehnt |