© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/99 03. Dezember 1999


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Tagung der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle

INGOLSTADT. Mt rund 250 Teilnehmern war das Interesse an der diesjährigen Herbsttagung der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) ungewöhnlich groß. Im Mittelpunkt standen ein Vortrag des Berliner Historikers Ernst Nolte über "historischen Revisionismus" und eine Diskussion über die Wehrmachtsausstellung, deren wissenschaftliche Fragwürdigkeit in erster Linie von einem polnischen und einem ungarischen Historiker herausgestellt wurde.

Der Münchner Historiker Walter Post gehört zu den raren deutschen Ausnahmen, die nach der historischen Wirklichkeit forschen. Post erhellte die ideologische Seite der Aussteller, verdeutlichte auch die einschlägige kriegsrechtliche Lage und stellte damit die Intention der Fotoschau in Zweifel.

Der amerikanische Völkerrechtler Alfred M. de Zayas bekannte in einer Grußbotschaft: "Für mich als Nicht-Deutschen bleibt es unbegreiflich, wie eine derart wissenschaftlich mangelhafte Ausstellung jahrelang in Deutschland und Österreich von Lehrern und Schulklassen besucht werden konnte. Nun wird die Ausstellung in die Werkstatt geschickt. Eigentlich müßte sie verschrottet werden, denn sie ist wissenschaftlich unrettbar." De Zayas weiter: "Der Vollständigkeit halber muß man endlich auch die Verbrechen der anderen diskutieren, die Verbrechen des NKWD, der Roten Armee und der Partisanen. (…) Es ist kaum nachzuvollziehen, weshalb die deutschen Historiker bisher diese sehr wichtige historische Quelle nicht in die Diskussion einbeziehen." Ein Grund für dieses Schweigen könne die Sorge gewesen sein, als "Revisionist" an den Pranger gestellt zu werden.

Ernst Nolte beschäftigte sich mit dem "historischen Revisionismus". Als beispielhaftes Werk dieses "historischen Revisionismus" nannte er die 1946 von Friedrich Meinecke vorgelegte Publikation über die "Deutsche Katastrophe". Rund anderthalb Jahrzehnte später sprach man "in einem geradezu entgegengesetzten Sinne" (Nolte) von "Revisionismus", als man A.J.P. Taylors Buch "Die Ursprünge des Zweiten Weltkriegs" rezensierte und David Hoggans Veröffentlichung "Der erzwungene Krieg" vehement abqualifizierte, da beide Autoren entlastende Indizien für Deutschlands Rolle im Zweiten Weltkrieg zusammentrugen. Dabei ist nach Alfred M. de Zayas Revision der Alltag ernstzu nehmender Historiker. "Neue Fragen werden aufgeworfen, neue Quellen ermittelt, neue Perspektiven entwickelt", so de Zayas.


 
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