© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/99 26. November 1999


Meldungen

Rädelsführer der Roten Zellen verhaftet

KARLSRUHE. Bei Razzien in drei Bundesländern haben die Sicherheitsbehörden am Dienstag den mutmaßlichen Rädelsführer der Berliner terroristischen Vereinigung Rote Zellen gefaßt. Der Generalbundesanwalt teilte in Karlsruhe mit, der Verdächtigte sei bereits am 19. Mai festgenommen worden, Anfang Juli aber gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Zur Festsetzung des 40jährigen Verdächtigten seien unter Beteiligung der Antiterrorgruppe GSG9 des Bundesgrenzschutzes acht Wohnungen in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt durchsucht worden. Der Festgenommene wird mit verjährten Schußwaffenattentaten auf den früheren Leiter der Berliner Ausländerbehörde, Harald Hollenberg, 1986 sowie auf den früheren Vorsitzenden Richter beim Bundesverwaltungsgericht, Günter Korbmacher, 1987 in Verbindung gebracht.

 

Landtagspräsidentin gegen Abtreibungspille

ERFURT. Die Thüringer Landtagspräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hat die Markteinführung der Abtreibungspille "Mifegyne" abgelehnt. Gegenüber der Nachrichtenagentur idea sagte Lieberknecht, daß es sich bei Abtreibung grundsätzlich immer um die Tötung eines Kindes im Mutterleib handle und sie es daher für "abwegig" halte, ein zu diesem Zweck eingesetztes chemisches Mittel als "schonender" zu bezeichnen. Von der evangelischen Kirche erwartet die Politikerin "ein deutliches Nein" zur Abtreibungspille: "Solange ich mein eigenes Leben als gottgewollt ansehe, habe ich kein Recht, über ein anderes Leben zu verfügen, ob geboren oder ungeboren."

 

Jüdische Gemeinde erstattet Strafanzeige

BERLIN. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat am Dienstag nach einem "Internationalen Kameradschaftsabend" mit Christoph Schlingensief und Alexander Kluge in der Berliner Volksbühne Strafanzeige erstattet. Wie der Gemeindevorsitzende Andreas Nachama mitteilte, habe am Vorabend unter der künstlerischen Leitung der beiden Regisseure der Grabschänder Meir Mendelssohn das Publikum dazu aufgefordert, "das Wort Judensau zu sagen, ganz normal und ganz natürlich". Nun müsse die Staatsanwaltschaft prüfen, welcher Straftatbestand vorliege. "Es wird wohl auf Volksverhetzung hinauslaufen.", sagte Nachama. (Lesen Sie dazu auch den Beitrag auf der Seite 18 dieser Ausgabe.)

 

Fundsache: "Wenn denn Karl Marx’ Diktum stimmt, wonach jedes Weltereignis sich zweimal vollziehe, einmal als Tragödie und einmal als Farce, dann können wir nunmehr betrübt vermelden: Quod erat demonstrandum. ’Kitsch in Eimern‘ nennt etwa Antje Vollmer den Entwurf des in New York lebenden, deutschen Künstlers Hans Haacke für den nördlichen Innenhof des Reichstages, und der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Ramsauer, wird mit den Worten zitiert, die ’Eskapade im Lichthof‘ habe ’mit Kunst nichts zu tun‘, sondern sei vielmehr eine ’politische Agitation‘. Die Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT wittert mittlerweile gar die Gefahr eines Umsturzes: ’Die Reichstags-Installation beschädigt die Demokratie."

Kommentar in der "Süddeutsche Zeitung" vom 22. November 1999


 
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