© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/99 19. November 1999


Frisch gepresst

Die Rußlanddeutschen. Wohl keine andere deutsche Volksgruppe war bis in die siebziger Jahre unseres Jahrhunderts im Bewußtsein der Mitteleuropäer deutscher Zunge so wenig existent wie die Rußlanddeutschen. Erst mit dem wachsenden Aussiedler-Zustrom seit Mitte der achtziger Jahren kehrten sie in das Bewußtsein der Menschen zurück. Inzwischen leben mehr als eineinhalb Millionen Rußlanddeutsche in Deutschland. Entsprechend wichtig war es, daß der Verlag Langen Müller den 1992 erschienenen und seit einiger Zeit vergriffenen Band "Die Rußlanddeutschen" (München 1999, 255 Seiten, 24,80 Mark) von Alfred Eisfeld in einer erweiterten und aktualisierten Fassung neu aufgelegt hat.

Nationalliberale. Nachdem erste Versuche zur Neuformierung des nationalliberalen Lagers in Österreich nach 1945 unter teils dramatischen Umständen gescheitert waren, gelang es 1949, den Verband der Unabhängigen (VdU) als Partei zu formieren und mit 16 Abgeordneten ins Parlament einzuziehen. Anfangs noch der Infiltration durch die Geheimdienste der Besatzungsmächte ausgesetzt, ist die Geschichte des VdU bald gekennzeichnet von andauernden inneren Streitigkeiten. Nach einer Wahlniederlage im Jahr 1954 war der Zerfallsprozeß nicht mehr aufzuhalten, bis schließlich die FPÖ unter Anton Reinthaller den VdU 1955/56 ablöst. Dieses spannende und kaum bekannte Kapitel schildert Lothar Höbelt in seiner VdU-Geschichte "Von der ‘vierten Partei" zur ‘dritten Kraft’" (Leopold Stocker, Graz 1999, 304 Seiten, 49,80 Mark).

Stasi-Opfer. Gustav Rust (60) saß zu DDR-Zeiten wegen "staatsfeindlicher Hetze" mehr als neun Jahre im Stasi-Knast. Im Gefängnis wurde ihm eine unmenschliche Behandlungen zuteil, so daß er nach seiner Entlassung psychisch zerstört und nicht mehr arbeitsfähig war. Dafür wurde er später rehabilitiert. Doch ein bundesdeutsches Gericht versagte ihm für fünf in Bautzen verbrachte Haftmonate die Entschädigung. Also schrieb er an Erwin F. (66), einen Stasi-Denunzianten von damals, und forderte ihn auf, ihm für diese fünf Monate eine Entschädigung zu zahlen. Prompt bekam er die Rechnung: Der Brief landete vor Gericht und Rust wegen "versuchter Erpressung" 90 Tage hinter Gittern. In der Broschüre "Freiheit für Gustav Rust!" (Polit-Verlag Gustav Rust, Berlin 1999, 166 Seiten, 36 Mark) werden diese Vorgänge dokumentiert.


 
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