© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/99 12. November 1999


Zitate

"Deutschland tat sich seit je schwer mit seiner nationalen Einheit: (…) Die erzwungene Aufteilung 1945 galt als Strafe Gottes. Wer von einer deutschen Nation sprach, galt hierzulande als ‘stockkonservativ’ oder gar als ‘rechtsradikal’. (…) In Deutschland sollte verboten sein, was nicht nur in Polen, sondern auch in Frankreich oder Italien selbstverstänlich war: das gemeinsame Vaterland. (…) So war für mich ein geschichtlicher Widersinn, die Teilung Deutschlands gutzuheißen und die entsetzliche Unterschiedlichkeit der Staatensysteme zu verkennen. ‘Gott tut Wunder’, darüber sollten wir uns freuen, auch wenn wir nachher viel zu arbeiten haben."

Hans von Kelter, 1986 bis 1994 Beauftragter des Rates der EKD für Aussiedler- und Vertriebenenfragen, in der Zeitschrift "idea Spektrum" vom 3. November 1999

 

 

"Das ist ja schön, daß die Grünen fleißig üben und als Selbsterfahrungsgruppe vorankommen. Sie befinden sich in einem Lernprozeß und nicht im wirklichen Leben. Man muß Nachsicht mit ihnen walten lassen und wegen einer vermasselten Gesundheitsreform oder anderer Dinge, die ein wenig daneben gingen, nicht gleich den Stab über sie brechen. Der pädagogische Schonraum ist nunmal ihr Biotop. Es gibt Anzeichen, daß dort manche des Rollenspiels "Regierungspartei" überdrüssig sind."

Eckhard Fuhr in der "FAZ" vom 8. November 1999

 

 

"Durch die 1993 erfogte Novellierung wurden so viele Einschränkungen eingeführt, daß nur noch eine Grundrechtsfassade übrig blieb, die man anständigerweise abtragen sollte. Nicht nur das Grundrecht auf Asyl hat dadurch Schaden genommen, sondern die Würde der Verfassung. (...) Der ungehinderte Zustrom von Fremden, die ins Land aufgenommen werden müssen, wenn sie nur das Stichwort ‘Asyl‘ kennen, ist für einen Staat, und sei er auch noch so schuldbeladen, unerträglich, das Anwachsen einer gewalttätigen Fremdenfeindlichkeit unvermeidlich. Freien Zuzug für alle Ausländer kann nur eine Partei fordern, die weiß, daß niemand auf sie hört. Und tatsächlich wird diese Forderung nur von der PDS aufgestellt – alle anderen Parteien leben zufrieden unter dem verlogenen Asylkompromiß."

Sibylle Tönnies in der "Woche" vom 5. November 1999

 

 

"Entscheidend ist, daß viele Menschen das Gefühl haben, durch Internationalisierung und Globalisierung, den Wegfall der Grenzen und den wachsenden Zuwanderungsdruck ihre traditionellen Werte, ihre Identität und Kultur zu verlieren. Wenn bürgerliche Parteien solche Ängste und Sorgen der Bevölkerung nicht aufnehmen, kann auch in Deutschland der Nährboden für eine neue Kombination von nationalistischem Gedankengut und Protestbewegung entstehen."

Alois Glück, CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag, in einem Interview mit "Focus" vom 8. November 1999

 

 

"Wir befinden uns nach der Wiedervereinigung immer noch am Punkt null. Die Sprachlosigkeit zwischen Ost und West wird immer ausgeprägter. Auch ein echtes Demokratieverständnis ist in Deutschland noch nicht vorhanden. Da gibt es einfach keine simplen Antworten. Dazu kommt, daß mit Schröder ein Mann ohne Ideen angetreten ist, ein Medienzampano, der händeringend nach Leuten sucht, die ihn mit Ideen versorgen können, und sich zum Teil mit Figuren umgeben hat, die auch im Management für Boxveranstaltungen sein könnten."

Herbert Grönemeyer, Sänger, in einem Interview mit der österreichischen Zeitschrift "Profil" vom 30. Oktober 1999


 
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