© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/99 29. Oktober 1999


Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932
Eine bleibende Wortschöfpung
Thorsten Thaler

Das Syntagma Konservative Revolution ist die erfolgreichste Wortschöpfung der neueren Ideengeschichtsschreibung." Mit diesem Satz leitete Stefan Breuer 1993 seine "Anatomie der Konservativen Revolution" ein, in der er sich mit dem von Armin Mohler zwar nicht erfundenen, aber für die wissenschaftliche Beschäftigung damit doch nachhaltig geprägten Terminus für jene geistige Strömung der Weimarer Republik auseinandersetzte, "welche das vom 19. Jahrhundert hinterlassene Trümmerfeld aufzuräumen und eine neue Ordnung des Lebens zu schaffen" suchte (Mohler). Trotz aller kritischen Einwände, die Breuer und andere gegen Mohlers Begriff und seine Typologisierung erhoben, gilt die im Juni 1949 an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel als Dissertation bei Herman Schmalenbach und Karl Jaspers vorgelegte Studie des Schweizers Armin Mohler bis heute anerkanntermaßen als Standardwerk. Mohler unterteilt darin die "Erneuerungsbewegung" der Konservativen Revolution in fünf Gruppen – die Völkischen, die Jungkonservativen, die Nationalrevolutionäre, die Bündischen und die Landvolkbewegung –, porträtiert ihre jeweiligen Vertreter und stellt die Literatur der einzelnen Strömungen vor.

Das 1950 erstmals erschienene Buch begründete einen eigenen Forschungszweig und blieb dabei die unverzichtbare Grundlage für alle späteren Arbeiten zu diesem Thema. 1972 veröffentlichte Mohler eine völlig neu bearbeitete und in der Auswahlbibliographie erheblich erweiterete Fassung, die er 1989 für die dritte Auflage nochmals um einen Ergänzungsband und eine Zusammenfassung neuer Forschungsansätze aktualisierte. Seit dem Auslaufen der in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt unverändert erschienenen vierten Auflage von 1994 war das Buch vergriffen – bis jetzt der Leopold Stocker Verlag diesem Mißstand abgeholfen hat.

In einem knappen Vorwort zu dieser Neuauflage bekennt Mohler, daß ihn dieses Buch sein ganzes erwachsenes Leben begleitet habe und er das Thema seiner Dissertation nie wirklich losgeworden sei. Dafür habe es nicht nur Gründe des geistigen Interesses gegeben, sondern auch politisch-weltanschauliche. "Ich habe kein Hehl daraus gemacht, daß ich mit der Arbeit nicht allein Erkenntnis und Verständnis eines historischen Phänomens fördern wollte. Es handelte sich auch um den Versuch, der intellektuellen Rechten ein Bewußtsein ihres reichen Geisteserbes zu vermitteln", schreibt Mohler.

Um so verdienstvoller ist es, daß der Leopold Stocker Verlag dieses Buch wieder zugänglich gemacht hat. Zu bedauern ist allein der Umstand, daß der heute 79jährige Mohler keine weitere Überarbeitung und Ergänzung gegenüber dem Stand von 1989 vorgenommen hat. So bleibt zu hoffen, daß diese Aufgabe in absehbarer Zukunft von einem jüngeren Historiker geleistet werden kann. Wie auf der Frankfurter Buchmesse zu erfahren war, sollen die Gespräche über eine erweiterte Fassung für die nächste Auflage bereits stattfinden.

 

Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch, Leopold Stocker Verlag, Graz-Stuttgart 1999, 724 Seiten, 49,80 Mark


 
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