© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/99 08. Oktober 1999


Kulturtagebuch: Museumsdirektor Christoph Stölzl wird Feuilleton-Chef der "Welt"
Was die Spatzen von den Dächern pfeifen
Andreas M. Daniel

Der Berliner Zeitungsmarkt, dem das Attribut "hart umkämpft" wie ein Klotz am Bein hängt, kommt nicht zur Ruhe. Hier ein Wechsel in der Chefredaktion, dort ein neuer Ressortleiter; hier ein wenig mehr Farbe, dort eine neue Rubrik; hier eine erpresserische Abo-Kampagne, dort Verteilaktionen mit Gratisexemplaren – fast wöchentlich vermelden die Zeitungen in und aus der Hauptstadt irgendeine Neuerung.

In dieser Flut von Neuigkeiten droht das wirklich Neue unterzugehen. Wie jetzt verlautet, soll der langjährige Direktor des Deutschen Historischen Museums Berlin, Christoph Stölzl, einer der bundesweit angesehensten Museumsleiter, neuer Feuilleton-Chef der Tageszeitung Die Welt werden. Der 54jährige Stölzl soll zum 1. November den erst Anfang dieses Jahres von der Frankfurter Rundschau abgeworbenen Thomas E. Schmidt ablösen. Kolportiert wird auch, daß der journalistisch bisher nicht in Erscheinung getretene Stölzl zugleich stellvertretender Chefredakteur der Welt werden soll.

In der Pressestelle des Springer-Konzerns ist man mit Informationen zu dem überraschenden Wechsel zurückhaltend. Er könne diese Personalie weder bestätigen noch dementieren, erklärte Kay Oberbeck am Dienstag auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT. Dennoch pfeifen es die Spatzen von den Dächern.

Stölzl selbst erklärte unterdessen der Berliner Zeitung: "Wer als Mittfünfziger ein völlig neues Metier betritt, gilt entweder als wahnsinnig oder übermütig." Auf die Frage, ob sein Wechsel eine neue Runde im Berliner "Zeitungskrieg" einläute, sagte Stölzl, er neige nicht zu erbitterter Konkurrenz. Eher wolle er den Mitbewerbern zurufen: "Hallo, wo seid ihr?"


 
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