© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/99 01. Oktober 1999


Meldungen

Ärmste Entwicklungsländer erhalten Schuldenerlaß

WASHINGTON. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank haben einen Schuldenerlaß für die 36 ärmsten Entwicklungsländer beschlossen. Der gemeinsame Plan zielt auf die Tilgung von Schulden in Höhe von umgerechnet rund 185 Milliarden Mark. Die Initiative "Erlaßjahr 2000", die sich seit einigen Jahren für einen umfassenden Schuldenerlaß der Länder der Dritten Welt einsetzt, bewertete den Plan des IWF und der Weltbank zur Entschuldung der Entwicklungsländer als ausgesprochen positiv. Auch andere Nichtregierungsorganisationen begrüßten den Schuldenerlaßplan.

 

Nachtfahrverbot für Lkw soll bestehenbleiben

BONN. "Jede Aufweichung der Sonntagsfahrverbote bedeutet sofort mehr Lärm, mehr Umweltverschmutzung und den weiteren Niedergang der Bahn. Darum ist es an der Zeit, europaweit über schärfere Fahrverbote zu diskutieren." Mit diesen Worten reagierte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) auf den Vorschlag der EU-Kommission, das Sonntagsfahrverbot für Lkw zu lockern. Zugleich lobte BUND-Verkehrsexperte Tilman Heuser den Vorstoß von Bundesumweltminister Jürgen Trittin, die EU-Pläne zum Sonntagsfahrverbot nicht zu beschließen. Der Umweltverband appellierte an die Bundesregierung und das EU-Parlament, sich gegen diese Pläne zu stellen und nicht dem Druck der Transportwirtschaft und der Speditionen nachzugeben. Statt dessen sollten die Fahrverbote europaweit auf hohem Niveau harmonisiert werden. Nach BUND-Vorstellungen hieße das: Von samstags 12 Uhr bis sonntags 24 Uhr dürfen keine schweren Lkw fahren. Der BUND kritisierte zudem die geplante Einschränkung von Nachtfahrverboten: Hier sehe der EU-Vorschlag vor, daß Lkw nicht mit einem Nachtfahrverbot belegt werden sollen, wenn sie gewisse Geräuschvorschriften einhalten. Der BUND forderte hingegen ein generelles Nachtfahrverbot für Lkw von 22 bis 5 Uhr und plädierte dafür, parallel zu der EU-Richtlinie strengere nationale Regelungen zuzulassen.

 

In Indien werden fast nur Mädchen abgetrieben

NEU DELHI. Abtreibung als Mittel zur Geburtenkontrolle ist in Indien gescheitert. Es habe "mehr Schaden als Nutzen" angerichtet, erklärte die Frauenrechtlerin Jyotsna Chatterij von der Kirche von Nordindien. 1971 hatte Indien die Abtreibung als ein Mittel zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums freigegeben. Das Resultat: Familien hätten vor allem die Geburt von unerwünschten Mädchen verhindert, so Frau Chatterji. In Bombay seien unter 8.000 Abtreibungen 7.999 Mädchen gewesen, berichte die Evangelische Nachrichtenagentur idea. Indien hatte bereits ab 1951 ein staatliches Programm zu Familienplanung, bei dem höchstens zwei Kinder pro Familie empfohlen wurden. Gleichwohl ist das Bevölkerungswachstum von jährlich zwei Prozent weltweit eines der höchsten. Als "faschistisch" verurteilte Frau Chatterji gesetzliche Regelungen in einigen Bundesstaaten, die Familien mit mehr als zwei Kindern Vergünstigungen und Rechte versagen – etwa staatliche Arbeitsstellen oder das kommunale Wahlrecht. Damit bestrafe man die Armen für ihre Armut. Viel wirksamer seien Aufklärung und Bildung, insbesondere für Frauen. Sie verwies darauf, daß überall dort, wo der Analphabetismus bekämpft und Gesundheitsdienste verbessert würden, die Geburtenkontrolle kein Problem sei.


 
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